Verärgert, frustriert und teilweise auch aufgebracht - so haben die 250 Betriebsräte das Treffen verlassen. Mehr als vier Stunden hatten die Belegschaftsvertreter von allen Thyssenkrupp Stahlstandorten zusammengesetzen. Auch der Vorstand der Stahlsparte war gekommen, um sich den Fragen der Arbeitsnehmervertreter zu stellen.
Nach der Ankündigung eines möglichen Stellenabbaus von bis zu 11.000 Arbeitsplätzen in der Stahlsparte von Thyssenkrupp herrscht bei den Beschäftigten große Verunsicherung. Am Mittwoch hatten sich alle Betriebsräte des Konzerns in Duisburg getroffen, um gemeinsam mit dem Vorstand über die geplanten Maßnahmen zu sprechen. Die Belegschaft ist geschockt:
Es war ein emotionales Treffen. Es soll auch laut geworden sein, erzählten die Betriebsräte im Anschluss. Nur Antworten auf die drängendsten Fragen hätten sie nicht bekommen. Wie genau der geplante Abbau von 5.000 Stellen bis 2030 sozialverträglich erfolgen könnte, welche Werke wie stark betroffen sind und wo genau 6.000 Mitarbeiter zu externen Dienstleistern und Fremdfirmen wechseln sollen, sei im Details offen geblieben.
Kreative Protestaktionen geplant
Weitere Gespräche wird es vorerst nicht mehr geben, betonten der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall. Man werde sich so lange nicht an einen Tisch setzen, bis der Konzern verbindliche Zusagen gebe, beim Stellenabbau auf Kündigungen zu verzichten und solange der Vorstand nicht die angekündigte Werksschließung in Kreuztal im Siegerland zurücknimmt.
In Kreuztal soll es am 11. Dezember eine Großdemo geben, hieß es bei dem Treggen am Mittwoch, außerdem haben die Stahl-Betriebsräte für die kommenden Wochen kreative Protestaktionen angekündigt. Streiks sind aus rechtlichen Gründen derzeit nicht möglich.
Betriebsräte und Gewerkschaft wollen Widerstand organisieren
Die geplanten Kürzungen betreffen das gesamte Unternehmen, doch Bochum steht besonders im Fokus. An dem Standort könnten laut Betriebsrat mehrere hundert der derzeit 2.600 Stellen wegfallen.
Die Mitarbeiter dort reagieren mit Bestürzung auf die Nachricht. Für Donnerstag ist eine Belegschaftsversammlung im Bochumer Ruhr Congress geplant. Hier sollen nicht nur die Hintergründe der Kürzungspläne erläutert werden, sondern auch erste Schritte für mögliche Gegenmaßnahmen diskutiert werden.
Die Gewerkschaft IG Metall will die Belegschaft eng in den Widerstand gegen die Pläne einbinden. Ziel sei es, gemeinsam mit den Betriebsräten eine Strategie zu entwickeln, um die Arbeitsplätze zu sichern.
Hintergrund der Kürzungspläne
Thyssenkrupp begründet die massiven Einschnitte mit wirtschaftlichen Zwängen und dem Druck, die Kosten in der krisengebeutelten Stahlsparte zu senken. Bereits in der Vergangenheit stand der Traditionskonzern vor großen Herausforderungen, doch die nun angekündigten Pläne erreichen eine neue Dimension.
Die nächsten Tage könnten entscheidend sein: Die Belegschaft wird versuchen, ein starkes Signal gegen die geplanten Maßnahmen zu setzen.
Quellen:
- Reporter vor Ort
- Pressekonferenz Thyssenkrupp