Tagesmutter Yaquel Krüger protestiert in Dortmund.

Dortmunder Tagesmütter fürchten um ihre Existenz

Stand: 05.06.2024, 17:18 Uhr

In Dortmund haben am Nachmittag über 50 Tagesmütter demonstriert. Sie fürchten um ihre Existenz, weil die Stadt ihnen nicht ausreichend Kinder vermittelt.

Von Michael Westerhoff

"Hilfe! Ich habe Existenzängste", steht auf einem Plakat der zumeist weiblichen Demonstrantinnen. Eine, die um ihre Zukunft fürchtet, ist Yaquel Krüger. Sie bietet neun Plätze für die Tagesbetreuung an. Kein einziges Kind ist bei ihr angemeldet.

300 frei Plätze bei Tagesmüttern

Eigentlich dürfte das gar nicht sein. In Dortmund suchen aktuell Eltern von über 1.000 Kindern Plätze bei einer Tagesmutter oder einem der wenigen Tagesväter, die es auch gibt. Trotz des Bedarfs gibt es 300 freie Plätze bei Tagesbetreuungen. Claudia Engelberts, Sprecherin der Dortmunder Kindertagespflege-Personen, hat eine mögliche Erklärung. Das Anmeldeportal der Stadt. "Es ist sehr schwer dort Kinder anzumelden", sagt sie: "Ich bin darin geübt, hab das vor Kurzem auch für eine Mutter probiert und bin gescheitert".

Tagesmütter suchen sich neue Jobs

Mit Plakaten und Lufballons protestieren einige Tagesmütter in Dortmund

Engelberts warnt vor den Folgen des Mangels: "Es gab schon bei Corona eine große Berufsflucht", sagt Engelberts, viele Tagesmütter hätten sich in andere Jobs verabschiedet. Das werde jetzt auch wieder passieren, wenn die Tagesmütter nicht ausreichend Kinder hätten. "Die Stadt hat sich vorgenommen, 50 Prozent der Kindern unter drei Betreuungsplätzen anzubieten“, sagt Engelberts: "Davon sind wir in vielen Stadtteilen weit entfernt." Engelberts fürchtet, das Ziel sei noch schwieriger zu erreichen, wenn jetzt weitere Tagesmütter aus dem Beruf aussteigen.

Stadt hat keine Erklärung

Die Stadt Dortmund weiß um die Problematik. Hat aber keine Ahnung, warum die Mütter keine Kinder finden würden. Am Anmeldeportal läge es aber nicht: Die aktuellen Anmeldezahlen im Kita-Portal belegten, dass es seinen Zweck erfülle, sagt Stadtsprecherin Anke Widow. Die Stadt habe schon Verbesserungen vorgenommen und plane weitere. Das Verhältnis zwischen Tagesmüttern und Stadtverwaltung ist schwierig. Claudia Engelberts und die Demonstranten wollen sich deshalb jetzt an die Parteien wenden und mit deren Unterstützung eine Lösung suchen.