Gelände der verseuchten ehemaligen Müllkippe in Witten-Annen vor Sanierung

Giftiger Boden: Aufwändige Sanierung alter Müllkippe in Witten startet

Stand: 18.09.2023, 13:01 Uhr

In Witten starten aufwändige Bauarbeiten zur Sanierung einer ehemaligen wilden Müllkippe. In dem alten Steinbruch sind giftige Stoffe im Boden - und für die Arbeiten sind Sprengungen nötig.

Von Daniel Chur

Die 6.000 Quadratmeter große Fläche "An der Schlinke" inmitten eines Wohngebiets in Witten-Annen hat eine düstere Vorgeschichte: In den fünfziger und sechziger Jahren wurde sie von ansässigen Firmen als illegale Müllkippe genutzt. Zahlreiche Dioxine, Furane und Chlorphenole wurden dort achtlos abgekippt - es wird berichtet, dass sie sich damals sogar selbst entzündet hatten.

Industrie verseuchte Fläche über Jahrzehnte

Die Folge der illegalen Entsorgungsaktionen: Giftige Holzschutzmittel und andere Schadstoffe gelangten in den Boden - und sind dort bis heute. Mit jedem Regen sickerten die Giftstoffe ins Grundwasser. Mitte der Achtziger wurden die Behörden erst so richtig auf das Problem aufmerksam. Und erst seit gut zwanzig Jahren wird das Grundwasser nun aufwändig abgepumpt und gereinigt.

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Doch schon lange ist klar, dass eine Dauerlösung für das Gelände nötig ist. Und genau so lange wurde von den politischen Gremien im Ennepe-Ruhr-Kreis diskutiert, wie diese aussehen könnte. Irgendwann zeichnete sich ab: Das komplette Erdreich unter der ehemaligen Müllhalde soll trockengelegt werden.

Modernes Drainagesystem soll Problem lösen

Leisten soll das zum einen ein modernes Drainagesystem unter dem Steinbruch. Zum anderen soll der Boden der früheren Müllhalde versiegelt werden, sodass kaum noch Regenwasser einsickern kann. Nach langem politischen Hin und Her starten nun endlich die Arbeiten.

Im Mittelpunkt: Der Bau eines rund 20 Meter tiefen und zehn Metern breiten Schachts, in den das Wasser durch mehrere kleinere Drainage-Rohre zulaufen soll. Das kontaminierte Wasser soll dann schließlich in eine Reinigungsanlage laufen, die das Wasser von den Schadstoffen befreit.

Alte Technik des Bergbaus wird angewandt

Die millionenteuren Bauarbeiten in dem steinigen Boden werden aufwändig, schätzt der Ennepe-Ruhr-Kreis. Sie sollen bis Ende 2024 laufen. Wenn Bagger beim Lockern des Gesteins nicht mehr weiterkommen, werden Sprengungen für den Bau des Schachts nötig sein.

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Der funktioniert übrigens wie eine alte Technik im Bergbau. Denn früher gab es die sogenannten "Erbstollen". Diese zu den Zechen gehörenden Stollen sollten ebenfalls Wasser aus dem Berg bzw. aus der Erde leiten. Eine alte Industrie-Tradition also, mit der Industrie-Lasten der Vergangenheit in Witten beseitigt werden sollen.

Über dieses Thema berichten wir am 18.09.2023 im Radio bei WDR 2 in der Lokalzeit für das Ruhrgebiet und das Rheinland.