Wenn man Landstraßen entlang fährt, kann man sie immer wieder mal sehen - an Bäumen, in scharfen Kurven oder an anderen gefährlichen Stellen: Kreuze, Lichter, Blumen; kleine Tafeln, auf denen Namen von Menschen stehen, die an genau dieser Stelle tödlich verunglückt sind. Solche einzelnen Erinnerungsorte an Autobahnen einzurichten, ist wegen der Verkehrsituation nicht möglich.
Autobahnkirche erinnert jährlich an Unfalltote
Viel Verkehr, viel Gefahr - täglich auf der A40
Darum gibt es nun in Bochum die Idee einer zentralen Gedenkstätte direkt neben der A40. Errichten will sie die Kirche, die sich seit 2010 offiziell "Autobahnkirche Ruhr" nennt, und die seitdem nicht nur als evangelisch-lutherische Gemeinde im Stadtteil Hamme fungiert, sondern auch als Ruhrgebiets-Kirche für die Auto- und LKW-Fahrer, insbesondere im Fernverkehr auf der Autobahn.
Jedes Jahr im November gedenkt die Autobahnkirche in einem gesonderten Gottesdienst bereits den Verkehrstoten im Ruhrgebiet. Für viele Betroffene ist das ein wichtiger Anlaufpunkt, um mit Menschen zusammenzukommen, die ein ähnliches Schicksal teilen.
Permanenter Ort zum Gedenken
Ein permanenter Ort zum Gedenken soll nun noch mehr für die Verarbeitung der Trauer tun. Auf einem Platz vor der Kirche sollen Betroffene Blumen oder Kerzen ablegen können - ob nun spontan oder wiederkehrend, wenn sich der jeweilige Tag des Unfalls jährt.
"In unserer von hohem Leistungsdruck geprägten Zeit halten wir es für wichtig, dass Menschen öffentliche Orte gegeben werden, an denen sie innehalten und gedenken können, um zu erfahren, dass sie in ihrer Betroffenheit nicht allein stehen", schreibt die Autobahnkirche in einer Mitteilung. "Auf diese Weise erhalten die Schattenseiten unseres Lebens eine Öffnung zum Licht, aus dem Trost erwächst."
Kirche braucht Spenden
Entstehen soll ein künstlerisch gestaltetes Kreuz aus Metall mit einer im Boden eingelassenen Tafel davor, auf dem der Anlass des Gedenkens steht. Auf einer Fläche daneben soll Platz für Blumen oder andere Gegenstände zum Niederlegen sein. Die Gesamtkosten für die Gedenkstätte kalkuliert die Kirche mit über 6.000 Euro. Das Geld dafür möchte sie mit Fördergeldern und Spenden zusammen bekommen.
Laut dem Statistischen Bundesamt starben im Jahr 2022 auf deutschen Autobahnen insgesamt 314 Menschen. Hinter dieser Zahl stecken viele Einzelschicksale. Die Autobahnkirche betont daher, dass ein Ort zum Gedenken wichtig sei - übrigens auch für zahlreiche Rettungskräfte, "die in ihren Einsätzen oftmals durch traumatische Situationen hindurchgehen und dabei großen seelischen Belastungen ausgesetzt sind."