Trotz Gesetz: Viel zu wenige VRR-Haltestellen barrierefrei

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Trotz Gesetz: Viel zu wenige VRR-Haltestellen barrierefrei

Stand: 14.07.2023, 14:20 Uhr

Seit Anfang 2022 sollen alle Bus- und Bahnhaltestellen in Deutschland barrierefrei sein. Die Realität sieht aber anders aus: Laut VRR liegt die Barrierefreiheit im gesamten Verkehrsverbund bei durschnittlich 36 Prozent.

Von Johannes Hoppe

Knapp zwei von drei Bus- und Bahnhaltestellen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr sind nicht barrierefrei. Das meldet der VRR. Demnach liegt die Barrierefreiheit im Verkehrsverbund bei durchschnittlich etwa 36 Prozent. Dabei müssen seit dem 1. Januar 2022 eigentlich alle Haltestellen in Deutschland barrierefrei sein.

Die Realität sieht in vielen Orten aber anders aus, wie die Statistik zeigt: Besonders schlecht läuft es in Remscheid, Solingen, im Kreis Kleve und in Wuppertal. Weniger als 20 Prozent der Bus- und Bahnhaltestellen sind hier für Menschen mit Mobilitätseinschränkung geeignet. Es fehlen zum Beispiel erhöhte Bordsteine an Bushaltestellen und Aufzüge an S-Bahnhaltestellen.

Ziel verpasst - trotz zehn Jahren Vorlauf

Für Lothar Ebbers vom Fahrgastverband ProBahn ist das politisches Versagen: "Das zeigt, wie sehr kommunale Infrastruktur vernachlässigt wurde. Die gesetzliche Vorgabe war fast zehn Jahre bekannt. Es gab ausreichend Fördermittel, aber der Wille für teure Lösungen hat gefehlt." Barrierefrei heiße ja nicht nur, dass Rollstuhl- oder Rollatorfahrende betroffen seien. Das betreffe auch Menschen mit Koffern oder Kinderwagen.

Ebbers sagt allerdings auch, dass es vor allem in Landkreisen Probleme bei den Zuständigkeiten des Ausbaus gebe. Das sei teilweise zwischen Kreis- und Kommunalverwaltungen nicht klar geregelt.

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Laut VRR fehlt es an Planstellen für Ingenieure und für vorhandene Stellen fehle ausreichend qualifiziertes Personal. Die Zusammenarbeit mit externen Fachleuten sei ebenfalls schwierig. Auch Geld sei aber ein Teil des Problems: Der VRR fördert Baumaßnahmen in der Regel mit 90 Prozent, manchmal würden die Kosten auch komplett übernommen.

Positivbeispiel Oberhausen

Mit einer Quote von 93 Prozent Barrierefreiheit ist Oberhausen einsamer Spitzenreiter in der Statistik, gefolgt von Krefeld mit 66 Prozent. In Oberhausen sind alle S-Bahnhaltestellen barrierefrei, bei den Bushaltestellen fehlen nur noch knapp 50 von insgesamt über 700. Die Stadt habe bereits vor 28 Jahren mit dem Ausbau angefangen, sagt ein Sprecher des Verkehrsunternehmens STOAG.

8,5 Millionen Euro habe die Stadt bereits investiert. Außerdem arbeite das Verkehrsunternehmen eng mit Behindertenverbänden zusammen. Auch die meisten Fahrzeuge seien bei ihnen barrierefrei.

Auch in anderen Verkehrsverbünden in NRW sind nicht alle Haltepunkte barrierefrei

Nach Angaben des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) wird der barrierefreie Umbau der Haltepunkte gefördert. Bei Bus- und Stadtbahnhaltestellen geht der VRS davon aus, dass etwa 40 Prozent barrierefrei seien. Es gebe aber dazu keine gesicherten Daten, weil nicht alle Kommunen die Ausstattung ihrer Haltestellen beim VRS gemeldet hätten.

Im Bereich des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) sind nach Angaben einer Sprecherin 157 Bahnhaltepunkte barrierefrei und 122 noch nicht barrierefrei. Von diesen seien aber bereits 83 Haltepunkte in Modernisierungsprogrammen. In die Zuständigkeit des NWL fallen nur Bahnhaltepunkte, aber keine Bushaltestellen.

Zu diesem Thema berichten wir im Hörfunk auf WDR 2: Lokalzeit Rhein/Ruhr.

Zu wenig barrierefreie Haltestellen

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