Studie UDE: Kindererziehung beim Essen

03:16 Min. Verfügbar bis 15.06.2024

Studie erforscht Ess-Alltag in Kitas

Stand: 14.06.2023, 12:54 Uhr

Eine Erziehungswissenschaftlerin der Universität Duisburg-Essen will herausfinden, was in den Kitas auf den Tisch kommt und wie Erzieherinnen den Alltag rund ums Essen organisieren. Denn das Thema Ernährung von Kindern steht stark im Fokus unserer Gesellschaft.

Kinder sitzen am Tisch und essen Kartoffelsuppe

Heute stehen Schälchen mit selbst gemachter Himbeerbutter auf dem Tisch. Einmal in der Woche gibt es ein süßes Frühstück in der städtischen Kita Lothringer Straße in Gelsenkirchen. Und die Kinder lieben es, die selbst gebackenen Brötchen mit der rosafarbenen Butter zu bestreichen. Sie greifen auch sehr gerne nach den frischen Früchten auf den Obsttellern: Honigmelone, Äpfel, Erdbeeren und Birnen.

Die Erzieherinnen legen viel Wert auf eine ausgewogene Ernährung und die Kinder sollen Spaß am Essen haben. Ihre Kita hat den Schwerpunkt Bewegung und Ernährung und sie investieren viel Zeit in Planung und Schulungen.

Studie erforscht Ess-Alltag in Kitas

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Studie erforscht, was in den Kitas auf den Tisch kommt

Was lassen sich die Kindertagesstätten einfallen, um die Kinder satt zu bekommen und wie gestalten sie die Mahlzeiten? Das will Friederike Schmidt, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Duisburg-Essen, herausfinden.

Sie schaut sich Kitas in West- und Ostdeutschland an, führt Interviews mit Kindern, Erzieherinnen und Eltern. "Denn die Verantwortung für das Essen verschiebt sich zunehmend in öffentliche Einrichtungen, die Kinder wachsen dort auf", sagt Friederike Schmidt. Sie untersucht, wie in Kitas das Essen organisiert wird und wie die Absprachen mit den Eltern laufen. Gibt es möglicherweise Spannungen, weil sie nicht mehr so stark die Kontrolle über das Essen ihrer Kinder haben.

Viele Kinder sind den ganzen Tag in der Kita

Es gibt Kinder, die von 7 bis 17 Uhr in der Kita bleiben. Frühstück und Mittagessen nehmen sie nicht zuhause bei ihren Familien ein, sondern in der Einrichtung. Das stellt die Erzieherinnen vor Herausforderungen. "Wir merken, dass viele Kinder nicht gewohnt sind, in einer Gemeinschaft zu essen und am Tisch sitzen zu bleiben, das kommt im hektischen Familienalltag häufig zu kurz", sagt Petra Müller, Leiterin der Kita Lothringer Straße. In der Gruppe müssten einige das erst lernen. "Deshalb nehmen wir uns viel Zeit, in Ruhe und in gemütlicher Runde zu essen und über dies und das zu sprechen."

Beim Essen geht es um viel mehr als Ernährung

Die Kinder lernen Essen zu teilen, sie kommen miteinander ins Gespräch und das fördert automatisch die Sprache, außerdem lernen sie Rücksicht auf andere Essgewohnheiten zu nehmen, zeigen die Erfahrungen der Erzieherinnen. In der Gelsenkirchener Kita gibt es viele muslimische Kinder. "Deshalb haben wir uns mit den Eltern geeinigt, keine Mortadella aus Schweinefleisch, sondern aus Geflügel anzubieten", sagt die Leiterin. Außerdem organisieren sie regelmäßig ein arabisches oder türkisches Frühstück, damit die Kinder andere Geschmacksrichtungen und Gewürze kennenlernen.

Auch einkaufen fürs Frühstück

Die Eltern zahlen acht Euro im Monat für das Frühstück. Davon gehen die Erzieherinnen mit den Kindern einkaufen. Brötchen backen sie selbst. Im eigenen Garten der Kita haben sie Getreide, Obst und Gemüse angepflanzt. Die Kirschen und Äpfel sind noch nicht reif, aber die ersten Tomaten und Blaubeeren konnten die Kinder schon ernten. "So lernen sie automatisch, dass die Tomaten und Äpfel nicht im Supermarkt wachsen, sondern an Sträuchern und Bäumen".

Allergien stellen Erzieherinnen vor Herausforderungen

Wie die Kitas mit dem Thema Allergien umgehen, wird auch ein Bestandteil der Studie sein. Denn immer mehr Kinder leiden zum Beispiel unter einer Gluten- oder Laktose-Unverträglichkeit. Das stellt Erzieherinnen vor große Herausforderungen. Sie müssen sich fortbilden, denn sie tragen eine hohe Verantwortung den Kindern gegenüber und müssen sich mit den Eltern gut absprechen, wie sie die Mahlzeiten dieser Kinder gestalten.

Auch Übergewicht spielt eine Rolle. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG fördert die Studie der Universität Duisburg-Essen, die 2026 Ergebnisse liefern soll.