Essen in Schulen und Kitas: Wie gesund es ist, hängt vom Wohnort ab

Stand: 19.03.2023, 08:26 Uhr

Bei der Kita- und Schulverpflegung gibt es in NRW große Preis- und Qualitätsunterschiede. Zwar wünscht sich die Landesregierung mehr frische Nahrungsmittel und Bioprodukte, doch Vorgaben dazu scheut Schwarz-Grün.

Von Michael HoverathMichael Hoverath

Gurken, Tomaten, Obst – 80 Prozent der Zutaten, die Frank Schwarz in seiner Großküche in Duisburg für das Essen in Schulen und Kitas verarbeitet, sind aus biologischem Anbau. Sein Betrieb ist zertifiziert für die Zubereitung von Mahlzeiten für Kinder. Wann immer möglich, kauft der Gastronom Produkte aus der Region. Er serviert damit genau die Qualität, die sich die Landesregierung wünscht.

Doch von seinem Angebot profitieren immer weniger Kinder. "Wenn wir uns bei Schul- oder Kita-Trägern um die Belieferung bewerben, entscheidet am Ende leider meist nicht die Qualität, sondern der Preis", sagt Schwarz. Eine städtische Kita in Moers habe zum Beispiel lapidar mitgeteilt, dass die Preisobergrenze für ein Essen bei 2,70 Euro einschließlich Mehrwertsteuer liege. Der Gastronom musste passen. "Dafür kann ich bestenfalls Nudeln mit Soße liefern."

Der Preis entscheidet

Dass gutes Essen für die Kinder Glückssache ist, bestätigt Sven Lehmann in Bonn. Er produziert ebenfalls frisches Essen für 15.000 Kinder pro Tag. Bei öffentlichen Ausschreibungen hat er oft oft keine Chance, weil kaum ein Träger bereit sei, 3,40 Euro für ein Kita-Essen und entsprechend mehr für die Mahlzeit an Schulen zu zahlen.

Caterer Sven Lehmann

Caterer Sven Lehmann.

Die Stadt Sankt Augustin gehört zu denen, die tiefer in die Kasse greifen. 4,80 Euro darf dort das Essen in den weiterführenden Schulen kosten. Zusätzlich finanziert die Kommune die Energiekosten der Mensa. "Rat, Eltern und Verwaltung waren sich einig, dass gesunde und leckere Kost wichtig sind", sagt Bürgermeister Max Leitterstorf. Schließlich sei die Mittagsverpflegung in der Mensa für viele Kinder die einzige warme Mahlzeit am Tag.

Meist keine Zuschüsse

Doch so spendabel ist kaum eine andere Kommune in NRW. 20 Gemeinden hat das WDR-Magazin Westpol angeschrieben, arme und reiche, kleine und große. 18 haben geantwortet. Doch einen Zuschuss zum Kinderessen zahlen neben Sankt Augustin lediglich Monheim und Duisburg (siehe Karte).

Große Unterschiede gibt es auch bei den Preisobergrenzen. Während das Kita-Essen etwa in Remscheid nur zwei Euro kosten darf, sind es in Monheim mehr als drei Euro. In Aachen wiederum hängt die Essensqualität vom Einkommen der Eltern ab. In wohlhabenderen Vierteln kostet ein Kita-Essen bis zu 3,80, in Vierteln mit weniger Einkommen nur 1,50 Euro. Der Preis bestimmt, was auf den Tisch kommt.

Preisuntergrenze gefordert

Der Landesregierung sind solche Unterschiede offenbar bewusst. Das Familienministerium teilte dem WDR mit, man wolle durch Aufklärung und Beratung dafür sorgen, dass sich die Essensqualität in Kitas und Schulen verbessert. Qualitätskriterien, die etwa die Deutsche Gesellschaft für Ernährung aufgestellt hat, wolle man aber nicht vorschreiben. Das falle in die Kompetenz der Kommunen und Träger.

Gastronom Lehmann hat noch eine andere Idee. "Eigentlich bräuchten wir in Kitas und Grundschulen eine Preisuntergrenze von vier Euro", sagt er. Dann könnten auch die Anbieter mithalten, die auf Qualität achten. Doch auch solche Vorgaben scheut das Land.

Caterer Frank Schwarz in einer Küche

Caterer Frank Schwarz in der Küche.

Immerhin: Das Bewusstsein für mehr Qualität in der Kinderverpflegung scheint langsam zu wachsen. Die Stadt Moers etwa teilte dem WDR mit, dass Qualitätsgastronomen wie Frank Schwarz künftig eine Chance haben sollen. Die Gemeinde arbeite an Qualitätsstandards, die dann alle Caterer einhalten sollen. Werde es am Ende teurer, dann müssten die Eltern das eben zahlen.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 19. März 2023 um 19.30 Uhr in Westpol, WDR Fernsehen.