Gottesdienst in der evangelischen Jakubos-Kirche Breckerfeld

Kalte Kirchen: Breckerfelder Gemeinde setzt auf Heizkissen

Stand: 21.12.2022, 15:24 Uhr

Traditionell sind Weihnachten die Kirchen voll. Dieses Jahr werden die Kirchen aber nicht nur voll, sondern auch kalt sein, denn es muss Energie gespart werden. Aber es gibt Ideen gegen das Frieren.

Von Daniel Chur

Die Vorgaben sind klar. Maximal fünf Grad empfiehlt das katholische Bistum Essen seinen Gemeinden für die Kirchengebäude, um Energie zu sparen. Auch die Evangelische Kirche in Nordrhein-Westfalen ruft ihre Gemeinden auf, Ideen zum Energisparen zu finden. Eine große Kirche zu beheizen kostet eben sehr viel Geld.

Gemeinden entwickeln Ideen

Viele Kirchen im Ruhrgebiet hatten schon vor Beginn des Winters angekündigt, Decken für die Besucher zu verteilen. Die St.-Urbanus-Pfarrei in Gelsenkirchen zum Beispiel hat extra 200 Decken angeschafft. Die katholische Pfarrei Liebfrauen in Bochum empfiehlt ihren Kirchenbesuchern, Decken mitzubringen, will aber wohl auch an Weihnachten ihre Kirchen doch ein wenig aufheizen.

In Breckerfeld an der Grenze vom Ruhrgebiet ins Bergische und ins Sauerland hat sich derweil eine ganz andere Idee bewährt: Beheizte Sitzbänke. Die evangelische Jakobus-Gemeinde kam schon vor zwei Jahren auf die Idee, auf den Holzbänken in der Kirche lange Sitzmatten auszulegen, die an eine elektrische Heizung angeschlossen sind. Ganz ähnlich konzipiert wie eine Autositzheizung.

Pfarrer: Zeichen setzen wichtig

Pfarrer Paul-Gerhard Diehl, evangelische Jakubuskirchen-Gemeinde Breckerfeld

Pfarrer Paul-Gerhard Diehl

Jetzt, in Zeiten der Energiekrise, ist Pfarrer Paul-Gerhard Diehl froh, dass in seiner Kirche diese Idee umgesetzt wurde: "Es geht nicht nur darum, Geld einzusparen, sondern auch darum, ein Zeichen zu setzen in dieser Zeit. Wir können den Leuten nicht sagen, spart Energie ein - und selber machen wir so weiter wie bisher."

Darum läuft in der historischen und sehr großen Jakobus-Kirche die Heizung diesen Winter auch nur auf niedriger Stufe. Die Temperaturen liegen unter 10 Grad im Inneren. Beim Gottesdienst am letzten Sonntag sieht man die Besucher dick eingepackt. Viele aber drücken ihre Hände auf die Sitzkissen. Denn von da kommt die Wärme.

Bis zu 30 Prozent Energie eingespart

"Es merkt noch nicht mal jeder, dass er da gerade auf einer Sitzheizung sitzt", berichtet der Küster der Gemeinde, Michael van Rienen, über die eher dezente Wärme durch die Kissen. "Die Leute sollen ja auch nicht drauf rumrutschen, weil es zu heiß ist. Es soll halt angenehm wärmen." Und eben den Geldbeutel schonen. Zwischen 20 und 30 Prozent Energiekosten habe man durch das Konzept wenig Heizen kombiniert mit den Sitzkissen schon eingespart, so van Rienen.

Kommt es bei den Besuchern an? Pfarrer Diehl meint dazu: "Es ist immer ein Kompromiss. Für den einen wird das in Ordnung sein. Der hat auch ein anderes Wärme-Kälte-Empfinden, als ein anderer wiederum. Der wird sagen, es ist eigentlich zu kalt." Im Großen und Ganzen aber hätte die Gemeinde das Konzept angenommen.

Besucher empfinden unterschiedlich

Fragt man nach dem Gottesdienst die Besucher, dann hört man Unterschiedliches: "So schön wie meine Autositzheizung ist das natürlich nicht. Es ist schon noch kalt, aber okay", sagt eine Besucherin. Ein anderer Besucher ist voll des Lobes: "Das ist fürs Energiesparen gut - und für den Popo auch."

Und ein dritter Besucher meint, die Sitzkissen würden halt einen Teil der Wärme liefern - den anderen der Gottesdienst selbst, der ja immerhin die Seele erwärmen würde. Vielleicht werden viele Gottesdienstbesucher an Weihnachten in Breckerfeld ja genau so denken.

Über dieses Thema haben wir am 21.12.2022 im Radio in der WDR 2 Lokalzeit Rhein/Ruhr berichtet.