Immer wieder kommen Nachrichten durch das Fernsprechgerät an Michael Dersch. Gerade eben stand er in einem Schwall aus Schaum auf einer Leiter am Silo der Bioheizkraftanlage im Stadtteil Boele. Dieser Schaum klebt auch noch an seiner Kleidung. Die Feuerwehrleute füllen ihn in das Silo ein, um das Feuer zu ersticken.
Ehrenamtler im Drei-Schichten-System
Kommt gerade vom Einsatz oben am Silo: Feuerwehrmann Michael Dersch.
Dersch hat seinen eigenen Dachdeckerbetrieb. Normalerweise arbeitet er ungefähr von 6 bis 19 Uhr. Jetzt ist er noch früher aufgestanden. Denn er macht die Schicht als Feuerwehrmann in seiner Freizeit, arbeitet davor und danach mehr.
Einsatz soll eine Woche dauern
Das Feuer im Silo wird fast nur von Ehrenamtlern gelöscht. Seit Sonntag kämpfen sie gegen den Brand. Sie gehen davon aus, dass der Einsatz ungefähr eine Woche dauern wird. So ein langer Einsatz ist für die Hagener Feuerwehr ungewöhnlich. Auch die Enervie-Gruppe, die hinter dem Betreiber des Kraftwerks steckt, kennt keine vergleichbaren Fälle.
Immer wieder Brände
Die Löscharbeiten dauern so lange, weil sie kompliziert sind. Im Silo der Bioheizkraftanlage lagerten 2.000 Tonnen Holzabfälle. Das ist das Gewicht von fast 150 Reisebussen.
Normalerweise werden die Holzreste in dem Biomasse-Kraftwerk daneben verbrannt. Warum sie schon im Silo in Brand gerieten, kann die Polizei erst herausfinden, wenn der Brand gelöscht und das Silo sicher ist. In der Holzmasse komme es immer wieder zu Bränden, sagt Feuerwehr-Pressesprecher Tim Anhalt.
Feuerwehr mit dritter Löschtaktik
Erst hat die Feuerwehr versucht, die brennenden Holzabfälle im Silo mit Stickstoff zu bekämpfen. Dann haben die Feuerwehrleute das Silo von unten geöffnet und ein Bagger hat die brennenden oder schwelenden Abfälle nach und nach herausgeholt, damit sie gelöscht werden können.
Das war aber zu gefährlich: Die Holzreste sind mehrmals abgesackt, so dass mehr brennendes Material als erwartet aus dem Silo kam. Für den Baggerfahrer könne das gefährlich werden, wenn sein Fahrzeug verschüttet wird, so Anhalt.
Brand soll erstickt werden
Um das Silo abzudichten, muss ununterbrochen Schaum hineingepumpt werden.
Jetzt dichtet die Feuerwehr das Silo stattdessen erstmal mit Schaum ab, um den Brand zu ersticken. Das dauert. Wann sich Erfolge zeigen werden, könne man im Moment noch nicht absehen, so Pressesprecher Anhalt. Wenn das der Fall ist, werden die Holzreste aus dem Silo entfernt.
Warnung aufgehoben
Mittlerweile ist das Feuer unter Kontrolle. Am Silo sind weder Flammen noch Rauch zu sehen. Die Rauchgas-Warnung für den Hagener Norden, den Dortmunder Süden und Schwerte ist seit Dienstagvormittag aufgehoben.
Bis der Einsatz endgültig abgeschlossen ist, arbeitet die freiwillige Feuerwehr in einem System mit drei Schichten. Sie löschen rund um die Uhr. Am Dienstag sind etwa 20 Feuerwehrleute am Einsatzort. Immer wieder fällt das Wort "kräftezehrend".
Dersch ist nicht der einzige, der das neben seinem Job macht. Bis auf den Einsatzleiter arbeiten nur Ehrenamtler am Silo: "Einer war gestern bis 0 Uhr hier und ist heute morgen wieder ins Büro gefahren", sagt Anhalt. Falls es in Hagen woanders brennt, steht die Berufsfeuerwehr bereit.
Dersch hat nach seiner Schicht am Dienstag erstmal einen Tag ohne Einsatz am Silo vor sich. Frühestens am Donnerstag muss er wieder ran. Bis dahin wartet natürlich sein eigentlicher Job auf ihn. Die Dauerbelastung nimmt er aber nicht so schwer: "Wenn man in der Freiwilligen Feuerwehr ist, dann weiß man, dass solche Tage dazugehören."
Über dieses Thema haben wir am 25. April in den WDR 2-Regionalnachrichten berichtet.