Der europaweite Zugriff Ende 2018 hatte Schlagzeilen gemacht. Unter dem Aktionsnamen „Pollino“ gab es damals in mehreren Ländern Durchsuchungen und Festnahmen, mutmaßlich im Umfeld der italienischen Mafiagruppe ’Ndrangheta. In NRW zum Beispiel in Duisburg, Pulheim und Wesseling. Der Schlag wurde als großer Ermittlungserfolg gefeiert.
Prozess im Düsseldorfer Hochsicherheitsgebäude
2020 startete dann unter den Augen zahlreicher Medienvertreter der Strafprozess gegen 14 Männer. Die Vorwürfe gegen sie sind unterschiedlich. Es geht hauptsächlich um den großangelegten Handel mit Kokain und um Mitgliedschaft oder Unterstützung der italienischen Mafia. Wegen der Brisanz und Größe findet die Verhandlung nicht in Duisburg, sondern in einem Hochsicherheitsgebäude beim Oberlandesgericht in Düsseldorf statt.
Mehr als drei Jahre später zeigt sich, dass die strafrechtliche Aufarbeitung offenbar nicht so einfach ist. Zwei der Angeklagten wurden zwar mittlerweile zu Bewährungsstrafen verurteilt, allerdings nicht wegen Mafiageschäften. Bereits bekannt war ein Urteil wegen des Besitzes von Kinderpornographie zu sechs Monaten auf Bewährung. Wie das Gericht jetzt mitteilte, wurde mittlerweile ein zweiter Angeklagter verurteilt. Er bekam zwei Jahre auf Bewährung, unter anderem wegen Steuerhinterziehung.
Knackpunkt Mafia-Unterstützung
Den Beschuldigten den Bezug zur Mafia nachzuweisen, ist der absolute Knackpunkt bei dem Prozess. So hat das Landgericht Duisburg zuletzt bei einigen Angeklagten angemerkt, dass es zwar wahrscheinlich sei, ihnen den Handel mit Drogen beweisen zu können. Bei der Unterstützung der Mafia hat die Kammer dagegen Zweifel. Aus diesem Grund wurden bereits mehrere Angeklagte aus der U-Haft entlassen.
Einschätzungen des Gerichts zu den Hauptangeklagten fehlen allerdings noch. Mit Spannung wird deshalb auf anstehende Rechtsgespräche geschaut. Sie sollen Anfang des kommenden Jahres (2024) stattfinden. Ein Ende des Prozesses ist noch nicht abzusehen. Bislang hat das Duisburger Landgericht Termine bis Ende April angesetzt.
Verwanzte Autos und Koksgeschäfte in Südamerika
Mafiamorde in Duisburg 2007
Bei der europaweiten Operation "Pollino" war die Staatsanwaltschaft in Duisburg mit federführend. Sie arbeitete damals mit Behörden in Italien, Belgien und den Niederlanden zusammen. Was aus den Ermittlungen bekannt wurde, klingt wie der Plot eines Mafia-Films. Es wurden Autos verwanzt, Leute observiert und hunderte Telefonate abgehört. Die Rede ist von Geldgebern aus NRW, die mit hohen Zinsen in die Drogengeschäfte der Mafia investiert haben sollen – und von Treffen bei den Erzeugern des Kokains auf Haciendas in Südamerika.
In Duisburg passierte 2007 auch eines der weltweit brutalsten Verbrechen der italienischen Mafia. Wegen einer Fehde innerhalb der ’Ndrangheta wurden vor einem Restaurant sechs Männer erschossen. Eine direkte Verbindung zu dem aktuellen Prozess gibt es nicht.
Über dieses Thema berichten wir auch in den WDR2-Nachrichten am 18.11.2023.