Demonstration und Trauerfeier für erschossenen Jugendlichen

Stand: 12.08.2022, 18:30 Uhr

In Dortmund hat es eine Gedenkfeier für den 16-Jährigen gegeben, der bei einem Polizeieinsatz erschossen worden war. Anschließend demonstrierten Hunderte für Aufklärung und gegen Polizeigewalt.

Hunderte Menschen kamen am Mittag auf den Hof der Moschee Abu Bakr in der Dortmunder Nordstadt, um an den Jugendlichen zu erinnern und zu beten. Vertreter der muslimischen und afrikanischen Gemeinde, der katholischen und evangelischen Kirche und Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) waren dabei.

In der Mitte des Bildes ist ein Sarg zu sehen, der mit einem Tuch verhüllt ist, drumherum stehen viele Menschen.

Der Leichnam des 16-Jährigen war bei der Trauerfeier in einem Sarg aufgebahrt.

In sengender Hitze standen die Teilnehmer der Trauerfeier auf dem Hof nebeneinander. Der Sarg mit der Leiche des 16-jährigen wurde ebenfalls vor die Moschee gebracht. Er war mit einem Tuch bedeckt. Als er aus dem Auto gehoben wurde, versammelten sich die Menschen um ihn, in vielen Gesichtern Fassungslosigkeit.

Redner fordern Aufklärung

Eine große Menge an Männern stehen trauernd vor einem Gebäude.

Hunderte beten für den erschossenen Mouhamed.

Nacheinander traten mehrere Redner nach vorne und erinnerten an den jungen Senegalesen, der in Dortmund bei einem Polizeieinsatz durch fünf Schüsse aus einer Maschinenpistole ums Leben kam. Sie forderten einhellig lückenlose Aufklärung, aber auch Vertrauen in den Rechtsstaat. "Der Sachverhalt muss aufgeklärt werden", sagte Merkez Konseyi, der Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinde in Dortmund, stellte aber klar: "Wir verbieten uns jede Schuldzuweisung." Wichtig sei nun der Zusammenhalt in der Stadt. "Die Tatsache, dass wir heute alle zusammenstehen, zeigt das eindeutig." Auch Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) mahnte, man dürfe andere nicht verurteilen in einer Sache, bei der man noch nicht genau wisse, was passiert sei.

Demonstration auf dem Friedensplatz

Anschließend zogen Teilnehmer der Gedenkfeier in einem Protestzug in die Dortmunder Innenstadt. Auf dem Friedensplatz kamen sie mit weiteren Demonstranten überwiegend aus dem linken Spektrum zu einer Kundgebung zusammen. Die Polizei sprach von insgesamt etwa 300 Teilnehmern. Sie forderten Aufklärung und Gerechtigkeit. Viele hatten Fahnen mit der Aufschrift "Gemeinsam sind wir stark" dabei, andere hielten Bilder des getöteten jugendlichen Senegalesen in den Händen.

"Black lives matter"

Neben den vielen trauernden waren vor allem wütende Gesichter zu sehen. Immer wieder wurde "Justice for Mouhamed" gerufen, oder auch "Wer hat geschossen? - die Polizei!". Vergleiche zu anderen von der Polizei getöteten Schwarzen, etwa zu George Floyd, wurden gezogen. Es wurde gefragt, ob elf Beamte einen Jugendlichen nicht anders hätten stoppen können. Gegen 18:00 Uhr löste sich die friedliche Demonstration auf. Die heutige Demo war bereits die dritte nach den tödlichen Schüssen aus einer Polizeiwaffe am Montag.

Der Jugendliche war am Montagnachmittag bei einem Polizeieinsatz von fünf Schüssen getroffen worden. Die Polizei war gerufen worden, weil der Jugendliche mit einem Messer hantierte – ob in suizidaler Absicht oder, um anderen zu schaden, ist unklar. Nach Aussage der Polizei sei sie dann angegriffen worden und schoss. Trotz einer Not-OP starb der 16-Jährige an seinen Verletzungen. Der genaue Tathergang ist noch unklar. Nach Angaben der Stadt Dortmund war der Jugendliche aus dem Senegal im April als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland gekommen, in Dortmund war er erst seit Anfang August.

Über dieses Thema berichten wir heute auch in der Lokalzeit aus Dortmund auf WDR2 und im WDR Fernsehen ab 19:30 Uhr.

Wer kontrolliert die Polizei?

WDR RheinBlick 12.08.2022 27:21 Min. Verfügbar bis 10.08.2028 WDR Online


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