Bochum übt den Ernstfall: Bei Bedrohungen schnell informieren
Stand: 04.05.2024, 15:11 Uhr
Die Stadt Bochum übt am Samstag, wie sie bei bedrohlichen Lagen die Bürgerinnen und Bürger schnell und gut mit Informationen versorgen kann. Für so einen Fall hat die Stadt extra sogenannte Krisen-Informations-Ersthilfe-Zentren konzipiert.
Von Till Schwachenwalde
Die Ruhr in Bochum tritt über die Ufer, die angrenzenden Stadtteile müssen vor der Überflutung geschützt werden, der Strom fällt aus und damit funktionieren Handys nicht mehr. Die Aufgabe der Stadt Bochum bleibt es, trotzdem den Bürgerinnen und Bürgern Infos zu geben und ihnen vor Ort zu helfen.
Auf so ein Szenario, oder ein ähnliches, bereiten sich die Experten des Referats für Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2022 vor. Dazu haben sie eigens sogenannte Krisen-Informations-Ersthilfe-Zentren (KIEZ) konzipiert und umgesetzt.
Krisen-Informations-Ersthilfe-Zentren als Katastrophenhilfe vor Ort
In ganz Bochum gibt es insgesamt 15 Standorte, für jeden Stadtteil einen. Sie sind in Schulen untergebracht. Dort ist viel Platz. Denn in so einem Zentrum gibt es Unterbringungsmöglichkeiten für Anwohnerinnen und Anwohner, eine mobile Polizeiwache, ein Sanitätszentrum und auch Betreuungseinrichtungen für Kinder - unter anderem für die, die dort arbeiten müssen.
Außerdem verfügt jede weiterführende Schule über eine Turnhalle. Die wird als Rückzugsort für die Helferinnen und Helfer genutzt. Denn dauert eine "Lage", wie die Experten so eine Katastrophensituation nennen, länger, dann brauchen die einen Rückzugsort - etwa zum Schlafen oder Ausruhen.
Aufbau einer provisorischen Frischwasserabgabestelle in Bochum
Im Moment kann die Stadt Bochum rund 1.000 Menschen Betten für den Ernstfall anbieten - in den nächsten Jahren soll das auf bis zu 5.000 Betten aufgestockt werden. Außerdem hat sie viele Frischwasserbehälter gekauft, die beim Ausfall der Wasserversorgung genutzt werden können. Für sie gibt es überall im Stadtgebiet Notfallbrunnen.
Testlauf für den Ernstfall
Am Samstag werden die Abläufe zum ersten Mal erprobt. Rund 200 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zahlreiche Hilfskräfte nehmen an der Übung teil: von der Notrufabgabe, über die Informationsweitergabe bis zur medizinischen Erstversorgung und der Notfallseelsorge.
Mario Reuther, Leiter des Referats für Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz der Stadt Bochum
Mit dabei sind auch Laienschauspieler, die Opfer oder Betroffene spielen: Kinder vermissen ihre Eltern, eine Ehepaar streitet sich, immer wieder kommen verletzte oder überforderte Menschen in das KIEZ.
Beteiligt sind zum Beispiel das Technische Hilfswerk, die DLRG und die Freiwillige Feuerwehr. Unter anderem werden an der Ruhr Sandsäcke gepackt und gestapelt, um das simulierte "Hochwasser" zu bekämpfen. Verwaltungskräfte der Stadt Bochum besetzen das KIEZ und üben die Abläufe. Außerdem sind auch Polizei, das Gesundheitsamt und andere Hilfsorganisationen im Einsatz.
Stadtteile drohen in der Übung überschwemmt zu werden
In Bochum werden bei einer Übung Sandsäcke gepackt
Am Ufer der Ruhr packen DLRG und THW rund 16 Tonnen Sand in Sandsäcke und bauen daraus eine Schutzmauer. So werden Senken am Bahndamm zur Ruhr ausgeglichen. Die Stadt Bochum lagert ständig rund 1.200 Sandsäcke, heute werden etwa 1.300 zusätzlich befüllt
Auswertung der Übung
Damit die Übung auch gut ausgewertet werden kann, begleiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke Bochum, des Märkischen Kreises und der Stadt Leverkusen die Abläufe. Beide haben das Konzept zusammen mit der Stadt Bochum entwickelt und prüfen jetzt, wo nachgebessert werden muss.
Unsere Quellen:
- Stadt Bochum
- WDR-Reporter vor Ort
Über das Thema berichtet der WDR am 04.05.2024 auch im Radio in den WDR2-Nachrichten und im WDR-Fernsehen.