Einen Tag nach dem Brand auf der Duisburger Schrottinsel zieht der Chef der Feuerwehr Duisburg, Oliver Tittmann, eine positive Bilanz. Der 47-Jährige ist stolz, dass alle Kameradinnen und Kameraden aus den Nachbarkommunen so gut zusammengearbeitet haben.
Ohne Kameradschaft geht es nicht
Es sei auch dem starken Teamgefühl zu verdanken, dass das Feuer schneller als gedacht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Schon beim Eintreffen am Brandort am Donnerstagmorgen habe alles reibungslos funktioniert, alle Gewerke hätten gut ineinandergegriffen, sagt Tittmann.
Er lobt ausdrücklich auch die Arbeit der Mitarbeiter des vom Brand betroffenen Betriebes: "Die Jungs sind echt bis ans Äußerste gegangen, die sind erst weggegangen, als der Bagger Blasen geschmissen hat. Das war großartig, die haben uns sehr geholfen."
Mehrere Feuerwehren aus umliegenden Kommunen halfen bei der Brandbekämpfung
Auch die hinzugerufenen Einheiten aus unter anderem Düsseldorf, Krefeld, Essen und Oberhausen hätten genau gewusst, was sie taten. Möglich sei ein so guter Einsatz auch gewesen, weil es auf der Schrottinsel in den vergangenen Jahren schon mehrmals gebrannt habe. Das habe auf den erneuten Einsatz gut vorbereitet, "weil wir die Gegebenheiten schon ein bisschen kannten."
Seit 1994 bei der Feuerwehr
Oliver Tittmann ist seit 29 Jahren bei der Feuerwehr. Angefangen hat er 1994 bei der Freiwilligen Feuerwehr in seiner Heimat im Sauerland. 2002 kam er dann zur Feuerwehr Duisburg. An seiner Arbeit schätzt er vor allem das breite Aufgabenspektrum: Menschen zu helfen und im Team zu arbeiten auf der einen Seite und den nie aufkommenden Arbeitsalltag auf der anderen Seite.
Auch die Gefahr schwinge bei jedem Einsatz im Hintergrund natürlich mit, aber Angst hat Tittmann vor seinem Beruf nicht. "Wir sind echt gut ausgebildet, haben gute Erfahrungswerte und können uns deshalb irgendwie jeder Gefahr stellen."
"Ein perfekter Einsatz"
Blick auf die Duisburger Schrottinsel
Für ihn war der Einsatz am Donnerstag ein "perfekter Einsatz mit 98 von 100 Punkten." Das behaupte er selten von einem Einsatz, aber nahezu alles sei vorbildlich gelaufen. Auf dem Gelände des Recycling-Betriebes brannte demnach ein etwa 60 mal 50 Meter breiter und zwölf Meter hoher Haufen mit geschredderten Autowracks.
Die Rauchwolke sei schon bei der Anfahrt gut zu sehen gewesen. Die etwa 30 bis 40 Meter hohen Flammen hätten ein imposantes Bild abgegeben, sagt Tittmann. Bei seiner Ankunft am Brandort dachte er zuerst, der Einsatz würde die Feuerwehrleute einen ganzen Tag lang oder länger beschäftigen.
"Bei Eintreffen schon ein Bild im Kopf"
"Als Feuerwehrmann tickt man ein bisschen anders", sagt er. "Wenn ich so ein Feuer als Bürger sehen würde, würde ich denken: O Gott! Als Feuerwehrmann fahre ich hin und sehe schon, die Rauchwolke zieht gerade hoch, die verteilt sich ganz gut und fällt noch nicht runter, okay, wir müssen messen, müssen absperren. Wasserversorgung wird schwierig – das passiert alles schon auf der Anfahrt."
Zwar sei noch am Abend "Feuer aus" gemeldet worden, doch die Aufräumarbeiten hätten auch noch mal zwei bis drei Stunden in Anspruch genommen. "Dann fahren die Kolleginnen und Kollegen nach Hause und dann geht es noch mal richtig los: Autos müssen aufgefüllt werden, kaputte Sachen repariert – bei dem Schlamm hier mussten die Autos auch gereinigt werden, damit waren sie noch mal zwei, drei Stunden beschäftigt und die Letzten waren so gegen Mitternacht zu Hause."
Extreme Hitze durch das Feuer: Autofolie wirft Blasen
Beim Eintreffen am Brandort war Tittmann schätzungsweise 60 bis 70 Meter vom Feuer entfernt. "Das war so warm, dass mein Auto Blasen geworfen hat, da ist eine Folie drauf. Daraufhin haben wir gesagt: Okay, wir fahren mal besser woanders hin."
Auf dem Gelände der Firma wird auch am Folgetag weiter aufgeräumt
Manche Löschfahrzeuge standen am Donnerstag 15 bis 20 Meter entfernt vom brennenden Haufen. Das eine Auto sehe dementsprechend aus. Die Fahrzeuge seien dann so weit wie möglich zurückgezogen worden, "denn man muss auch mal sagen: Es ist nur ein Schrotthaufen, der da brennt. Gott sei Dank ist niemandem etwas passiert, sodass wir auch auf unsere eigene Sicherheit gucken konnten."
Duisburger Feuerwehr war "komplett ausverkauft"
Einen Großbrand wie diesen habe man nur einmal im Jahr, sagt Tittmann. Allein das mache den Einsatz besonders: "Brisant macht es vor allem die Aufmerksamkeit nach draußen – wir haben zum Beispiel Bilder von der Rauchwolke aus Bochum bekommen." Die Feuerwehr musste außerdem darauf achten, dass keine Gefahrstoffe in die Luft gelangen. Bei mehreren Messungen seien glücklicherweise keine gesundheitsschädlichen Konzentrationen festgestellt worden.
Der sogenannte "Brand mit überörtlicher Hilfe" habe am Donnerstag dafür gesorgt, dass die Duisburger Feuerwehr "komplett ausverkauft" war. Der Grundschutz für beispielsweise andere Brände im Stadtgebiet wurde deswegen durch andere Feuerwehren gestellt.
Zwölf Stunden im Einsatz
Um die Sicherheit in der Stadt weiterhin gewährleisten zu können, waren mehrere Einheiten aus umliegenden Kommunen im Einsatz. Etwa 220 Feuerwehrleute stellt die Duisburger Feuerwehr alleine. "Dann sind wir aber irgendwann nackig. Und es ist auch nicht verboten, dass es in Duisburg noch woanders brennt. Wir sind dann alle hier, aber wenn Sie zu Hause ein Problem haben, kommt die Feuerwehr trotzdem noch. Das müssen wir auch sicherstellen und das schaffen wir dann aber nicht mehr alleine."
Zwölf Stunden war Oliver Tittmann von der Feuerwehr Duisburg am Donnerstag im Einsatz. Währenddessen merkte er von diesen zwölf Stunden wegen des Adrenalins wenig. Erst zum Abend hin habe er gemerkt, wie müde er ist. Auch wegen seines erfahrenen Teams und weil keine Menschen verletzt wurden, sei die Anspannung aber nicht ganz so hoch gewesen.