DHL-Flugzeugabsturz in Litauen | sv

00:35 Min. Verfügbar bis 25.11.2026

Deutsche Behörden untersuchen Absturz der DHL-Maschine in Litauen

Stand: 25.11.2024, 11:33 Uhr

Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs aus Leipzig in der litauischen Hauptstadt Vilnius mit einem Toten ermitteln auch die deutschen Sicherheitsbehörden. Im Sommer gab es Warnungen vor "unkonventionellen Brandsätzen", die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Ob es einen Zusammenhang gibt, ist bisher unklar.

Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Dabei ist laut litauischer Polizei ein Mann aus Spanien ums Leben gekommen, ein Spanier, ein Deutscher und ein Litauer wurden verletzt. Das berichtet die litauische Nachrichtenagentur Elta. Zahlreiche Einsatzkräfte waren vor Ort. 

Die Rettungsdienste wurden um 5.28 Uhr Ortszeit informiert, dass ein Frachtflugzeug abgestürzt sei. Ein zweistöckiges Wohnhaus stand in Flammen. Nach ersten Angaben befanden sich vier Personen in dem Flugzeug. Zum gesundheitlichen Zustand der Verletzten und dem Alter der Insassen machten die Behörden zunächst keine weiteren Angaben. Alle Hausbewohner blieben unversehrt.

Frachtflugzeug war offenbar im Anflug

Das Wrack des in Litauen abgestürzten DHL-Frachtflugzeugs

Abgestürztes DHL-Flugzug in Vilnius

Die Boeing 737 kam aus Leipzig und befand sich nach Daten der Flugverfolgungswebseite FlightRadar24 im Anflug auf den Flughafen Vilnius. Die Maschine stürzte einen guten Kilometer entfernt vor der Landebahn ab. Das Flugzeug sei nach dem Aufprall noch ein paar Hundert Meter weit gerutscht, sagte Polizeivertreter Renatas Pozela. "Seine Trümmer trafen ein Wohnhaus", fügte er hinzu. "Wir konnten die Menschen evakuieren." Das Gebäude sei beschädigt worden, Feuer brach aus.

Die Temperaturen am Flughafen lagen zur Unglückszeit vor Sonnenaufgang bei bewölktem Himmel um den Gefrierpunkt. Die Windgeschwindigkeiten erreichten um die 30 Stundenkilometer.

Swift Air spricht von eingeleiteter Notlandung

Der Chef der litauischen DHL-Tochtergesellschaft bestätigte dem litauischen Rundfunk, dass das Flugzeug einem Auftragnehmer des Unternehmens gehöre. Die 31 Jahre alte Maschine wurde von Swiftair betrieben, einem in Madrid ansässigen Auftragnehmer. Die Boeing 737-400 war um 2.08 Uhr in Leipzig gestartet und hatte gegen 3.30 Uhr aus noch unbekannter Ursache eine Notlandung einleiten müssen, die Landebahn aber nicht erreicht.

Absturzursache wird untersucht

Die Suche nach der Absturzursache wird nach Einschätzung des litauischen Polizeichefs Arunas Paulauskas einige Zeit in Anspruch nehmen und könne eine ganze Woche dauern. Der Absturz sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen", sagte Paulauskas. Auch das Szenario eines möglichen Terroranschlages werde nicht ausgeschlossen.

Auch deutsche Sicherheitsbehörden ermitteln

Auch in Deutschland ermitteln die Sicherheitsbehörden. Man stehe "im engen Austausch mit den beteiligten Stellen im In- und Ausland, um den Sachverhalt schnellstmöglich aufzuklären", hieß es in Sicherheitskreisen. DHL hat eigene Untersuchungen eingeleitet. Es gebe bislang keine Hinweise, dass eines der Pakete an Bord verdächtig gewesen sei, hieß es.

BKA warnte vor Brandsätzen

Deutschland untersucht Angaben der Oberstaatsanwaltschaft im Oktober zufolge mehrere Brände, die durch Brandsätze verursacht wurden, die Anfang des Jahres in Paketen in einem Lagerhaus in Leipzig versteckt worden waren. Die britische Anti-Terror-Polizei meldete kurze Zeit später, sie habe einen Lagerhausbrand im Juli untersucht, der durch ein entzündetes Paket verursacht worden war. Die Behörde stehe mit anderen europäischen Strafverfolgungsbehörden in Verbindung, um zu prüfen, ob es einen Zusammenhang mit ähnlichen Vorfällen gebe.

Ende August warnten deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen", die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.

Sorge vor russischer Sabotage

In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort "Russland" nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen. Ob in diesem Fall ein Brandsatz den Absturz verursacht hat, ist aber noch völlig unklar.

Quellen:

  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, AP
  • Flightradar24