Dem 35-Jährigen aus Hagen wird versuchter Mord in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung sowie versuchter Mord in Tateinheit mit versuchtem Totschlag und gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen.
Angeklagter soll in Wohnung auf Ehefrau geschossen haben
Der Angeklagte soll am 1. Juni diesen Jahres in der gemeinsamen Wohnung in Hagen auf seine Ehefrau geschossen haben. Die vier gemeinsamen Kinder des Paares hielten sich einem Nachbarn zufolge zum Tatzeitpunkt ebenfalls in der Wohnung auf. Der Nachbar hatte die Mutter nach den Schüssen erstversorgt, bis die Rettungskräfte eintrafen.
Das Wohnhaus, in dem der Angeklagte auf seine Frau geschossen haben soll.
Die zum Tatzeitpunkt 33 Jahre alte Ehefrau wurde bei dem Angriff lebensgefährlich verletzt. Sie soll durch die Schussverletzung das Sehvermögen auf einem Auge dauerhaft verloren haben.
Drei Schwerverletzte in Friseursalon
Nach dem Angriff auf seine Frau soll der Mann mit dem Auto zu einem nahe gelegenen Friseursalon im Stadtteil Eilpe gefahren sein. Dort habe er auf drei weitere Personen geschossen. Auch sie wurden schwer verletzt, eine 23-Jährige schwebte zeitweise in Lebensgefahr.
Polizei und Rettungsdienst im Juni vor dem Friseursalon.
Nach der Tat war der Mann erneut mehr als 24 Stunden auf der Flucht. Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot nach ihm gefahndet. Der Hinweis eines Zeugen brachte die Ermittelnden schließlich auf die richtige Spur.
Eine Einsatzhundertschaft und eine Spezialeinheit der Polizei konnten den Verdächtigen einen Tag nach der Tat in einem Waldstück festnehmen. Er soll sich bei seiner Festnahme nicht gewehrt haben. Gegen ihn wurde am selben Tag Haftbefehl wegen versuchten Mordes in vier Fällen erlassen.
Am Tag darauf entdeckte die Polizei in einem Waldstück südlich von Hagen eine Pistole - die mutmaßliche Tatwaffe.
Polizei geht von familiärem Motiv aus
Das Motiv des Täters blieb zunächst unklar. Die Polizei geht aber nicht von einem politischen oder religiösen Hintergrund aus. "Die Problematiken des Tatmotivs könnten möglicherweise im familiären Umfeld des Täters liegen", erklärte ein Polizeisprecher im Juni. "Insofern gehen wir im Moment nicht davon aus, dass eine Gefahr für unbeteiligte Personen besteht."
Möglicher Femizid
Möglicherweise handelt es sich in diesem Fall um einen Femizid. Das muss jetzt das Gericht klären. Femizid bedeutet, dass aufgrund von Geschlechterverhältnissen Frauen oder Mädchen Opfer eines Tötungsdelikts werden. Tötungsdelikte an Männern und Frauen finden in unterschiedlichen Kontexten statt und unter anderen Einflussfaktoren. Während Männer hauptsächlich Opfer von gewaltsamen Auseinandersetzungen mit anderen Männern im öffentlichen Raum werden, werden Frauen deutlich öfter Opfer von Männern aus ihrem direktem Umfeld, so die Bundeszentrale für politische Bildung.
In Deutschland wurde laut den offiziellen Daten des Bundeskriminalamtes im Jahr 2023 fast jeden Tag eine Frau Opfer eines Femizides. Bei etwas der Hälfte der insgesamt 360 Fällen war der Täter der Partner oder Ex-Partner.
Unsere Quellen:
- Landgericht Hagen
- Polizei Hagen / Dortmund
- WDR-Reporter
- dpa
- Bundeszentrale für politische Bildung
Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.11.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Dortmund um 19:30 Uhr und im Hörfunk auf WDR 2.