Auf dem Foto ist ein Mann, der Restaurantgästen eine Mütze zum Betteln hinhält.

Wuppertaler Luisenviertel: Leidet die Ausgehmeile durch mehr Bettelei?

Stand: 12.09.2024, 06:47 Uhr

In Wuppertal ist eine Diskussion um angeblich immer mehr bettelnde Menschen entfacht. Der Hotel- und Gaststättenverband fürchtet um die Attraktivität der Außengastronomie. Die Handlungsmöglichkeiten der Stadt sind aber begrenzt.

Von Rüdiger Knössl

"Hätten sie vielleicht ein wenig Kleingeld für mich?" Ein Satz, der auf der Wuppertaler Ausgehmeile "Luisenviertel" wohl mindestens einmal zu oft gefallen ist. Laut Dehoga würden Gäste in Biergärten und auf Terrassen zu Stoßzeiten inzwischen im 3-Minuten-Takt angesprochen.

Sowohl im Luisenviertel als auch in der Innendstadt, heißt es in einer Pressemittelung des Dehoga in Wuppertal. Dabei werde nicht einmal Rücksicht darauf genommen, ob die Gäste gerade beim Essen sind. Die zunehmende Penetranz der Anfragen nach Geld führe dazu, dass die Aufenthaltsqualität spürbar leide.

Geteiltes Echo auf Dehoga-Beschwerde

Das Luisenviertel gehört zum Wuppertaler Stadtteil Elberfeld. Bezirksbürgermeister Thomas Kring von der SPD betreibt dort im Hauptberuf eine Weinhandlung. Die Beschwerden aus der Gastronomie findet er überzogen und warnt auch davor "Bevölkerungsgruppen zu stigmatisieren, die ohnehin schon am Rande der Gesellschaft stehen".

Nach seinen Beobachtungen ziehen zwar jeden Abend bettelnde Menschen durchs Luisenviertel. Die seien allerdings freundlich und zuvorkommend. Dass die immer wieder kämen, läge wohl auch daran, dass sie hier von vielen Menschen etwas bekommen würden.

Bettlelnde Menschen bekommt erstaunlich viele Münzen

Ein Obdachloser Mann wird interviewt.

Im Luisenviertel dominiert eine alternative Kneipenszene. Hier treffen wir auch Christof, einen wohl stadtbekannten Bettler, der hier seine Kreise zieht. In seiner Kappe landen an diesem Abend erstaunlich viele Münzen, während er von einer Terrasse zur anderen geht.

Dass sich die Gastronomie jetzt öffentlich gegen bettelnde Menschen stellt, sei ihm neu, erzählt er uns. Zwar gäbe es einige Lokale, wo er nicht erwünscht sei, aber daran halte er sich dann auch immer. Und beim Essen störe er auch nicht, betont er.

Stadt will Betteln "regulär eingrenzen"

Auf dem Foto ist ein Schild mit der Aufschrift "Aktives Betteln verboten" der Stadt Krefeld.

Als Stadt aktives Betteln zu verbieten, ist wohl nicht legal.

Wuppertals Ordnungsdezernent Matthias Nocke spricht von einer "gefühlt größeren Zahl" von Bettlern in Wuppertal, bezieht sich dabei aber in erster Linie auf die Drogenszene am Hauptbahnhof. Dass es rechtlich schwierig ist, gegen bettelnde Menschen vorzugehen, weiß auch er. So war etwa Krefeld erst im vergangenen Jahr vor dem Verwaltungsgericht damit gescheitert, "aktives Betteln" in der Stadt zu verbieten.

Weniger Aufenthaltsqualität durch mehr Straßenreinigung

"Wir sind jetzt gerade in der Prüfung, was wir aus diesem Urteil lernen können und ob es für uns Möglichkeiten gibt, regulär das Betteln einzugrenzen", sagt Nocke. In einem ersten Schritt teste die Stadt aber momentan eine andere Strategie: Mehr Straßenreinigung dort, wo sich bettelnde Menschen niederlassen, zusammen mit dem Ordnungsamt - und zwar bis in die Abendstunden hinein.

Dabei gehe es darum, die Aufenthaltsqualität für Nicht-Sesshafte zu reduzieren, sagt der Ordnungsdezernent, weil diese Menschen ihre Sachen dann immer wieder beiseite räumen müssen. Und davon profitiere am Ende auch die Gastronomie. Erste Ergebnisse dazu wolle die Stadt in wenigen Wochen vorlegen.

Wuppertaler Luisenviertel: Leidet die Ausgehmeile durch mehr Bettelei?

WDR Studios NRW 12.09.2024 00:53 Min. Verfügbar bis 12.09.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Gaststättenverband Dehoga
  • Elberfelder Bezirksbürgermeister Thomas Kring (SPD)
  • Wuppertaler Ordnungsdezernent Matthias Nocke

Über dieses Thema berichtet der WDR am 12.09.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Bergisches Land.

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