Bergische Unverpackt-Läden in der Krise

Stand: 15.06.2022, 15:09 Uhr

Nachhaltig einkaufen oder in Zeiten von Krise und hoher Inflation Geld sparen? Viele Kunden entscheiden sich für preiswerte Produkte. Bei den Unverpackt-Läden im Bergischen Land laufen die Geschäfte mäßig bis schlecht.

Drei Jahre lang betreibt Jochen Schmees einen Unverpackt-Laden in Wermelskirchen. 2019 war das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Deshalb war der Start seines Geschäfts recht vielversprechend. Die Umsätze mit vielen regionalen und unverpackten Produkten entwickelten sich gut – obwohl viele der Waren teurer sind, als in Discountern oder Supermärkten.

Kunden bleiben fern

Jochen Schmees vom Unverpackt-Laden in Wermelskirchen.

Jochen Schmees vom Unverpackt-Laden in Wermelskirchen.

Doch spätestens seit der Pandemie bleiben viele frühere Kunden fern, sodass die Umsätze stark zurückgingen – und sich bis heute nicht erholten. "Es war Anfang des Jahres schon nicht mehr gut," berichtetet Jochen Schmees, "aber in den letzten zwei Monaten hat es noch mal signifikant abgenommen." Und nicht nur ihm geht es finanziell schlecht. "In der Unverpackt-Branche schließen im Moment jede Woche zwei Läden", weiß er zu berichten.

Inflation: Kunden greifen zu preiswerten Produkten

Die Gründe scheinen klar: Die Inflation lässt viele ehemaligen Kunden derzeit zu preiswerteren Produkten greifen, auch wenn diese wenig nachhaltig in Plastik verpackt sind und von weit her transportiert werden. Für Jochen Schmees geht es inzwischen um seine wirtschaftliche Existenz. Auch wenn sein Herz ihm sage, dass er weitermachen soll, wird er wohl bald eine schwere Entscheidung treffen müssen.

Kleine Läden haben Probleme

Lisa Palenschat vom Unverpackt-Laden in Solingen-Wald.

Lisa Palenschat vom Unverpackt-Laden in Solingen-Wald.

Der Unverpackt-Laden von Lisa Palenschat in Solingen-Wald existiert erst seit Oktober. Auch hier dominieren regionale, nachhaltige Produkte ohne unnötige Verpackungen. Und auch hier merkt man den Preisdruck von Discountern. Lisa Palenschat berichtet von weiteren Problemen, etwa von Mindestbestellmengen mancher Lieferanten. Diese seien gerade für kleine Geschäfte oft viel zu hoch. "Oft möchte man einfach nicht so viel bestellen, macht es dann aber doch, weil man sonst nicht beliefert wird", schildert die Geschäftsfrau die Praktiken der Lieferanten. "Da gibt man viel mehr Geld aus, als man eigentlich müsste. Und wenn dann immer weniger reinkommt, muss man überlegen, wie man das ausgleicht."

Mit Events Kunden gewinnen

Einer ihrer Ausgleichsversuche: Kleine Events organisieren, etwa mit Menschen, die Seife selber herstellen, dabei Getränke oder Kuchen anbieten. "So kann man eventuell den ein oder anderen neuen Kunden gewinnen", glaubt Lisa Palenschat. Ohnehin trägt in ihrem Laden ein kleines Angebot an frischen Kuchen sowie Kaffee aus der Siebträgermaschine zum Umsatz bei. Vielleicht reicht es ja, um sich am Standort Solingen-Wald zu halten, trotz momentaner Zurückhaltung einiger Kunden.