Reisende stehen im Flughafen in langen Warteschlangen an der Gepäckabgabe des Düsseldorfer Flughafens an

Scheitert an Umsetzung: Keine türkischen Fachkräfte an Flughäfen in NRW

Stand: 28.07.2022, 18:26 Uhr

In den nächsten Wochen drohen weiter lange Wartezeiten an den Flughäfen. Hinzu kommt: Die anfängliche Idee, Arbeiter aus der Türkei einzustellen, stellt sich als nicht praktikabel heraus. Weder in Düsseldorf noch in Köln wird es wohl zu Einsätzen kommen, zeigen WDR-Recherchen.

Von Lisa Klasing

Der Vorschlag von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), sich Unterstützung in der Türkei zu suchen, klang erstmal vielversprechend. Bisher konnte der Plan wegen der großen Hürden im Rekrutierungsprozess allerdings noch nicht umgesetzt werden. Nach WDR-Recherchen wird es wahrscheinlich gar nicht dazu kommen.

Keine türkischen Facharbeiter am Airport Düsseldorf

Nach Angaben eines Dienstleisters, der Check-In und Boardingpersonal stellt und die Flugzeugbe- und -entladung durchführt, werden in Düsseldorf keine Fachkräfte aus der Türkei ankommen. "Die Sommerferien sind fast vorbei, das ist einfach viel zu spät", erklärt ein Sprecher des Unternehmens dem WDR.

Die Bemühungen, an türkisches Personal zu kommen, hat der Dienstleister jetzt auf Eis gelegt. Die formellen und auch finanziellen Hürden seien zu hoch und in der Realität nicht umsetzbar.

Hohe Hürden bei der Einstellung

Denn was so einfach klingt, ist ein großer logistischer und zeitaufwändiger Prozess. Die Sicherheitsstandards sind groß. Die Bewerberunterlagen müssen zuerst bei den zuständigen Luftsicherheitsbehörden der Länder für die notwendige Zuverlässigkeitsüberprüfung eingereicht werden. Allein diese Prüfung nimmt etwa sechs bis acht Wochen in Anspruch.

Im Anschluss verschicken die Unternehmen Vorverträge zusammen mit den entsprechenden Vollmachten zur Einleitung des Visumverfahrens. Trotz der von der Bundesregierung veranlassten administrativen Erleichterungen sei dies "ein aufwendiges und zeitkritisches Verfahren", so die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV).

Zusätzlich erfolgt dann noch eine fachliche Eignungsprüfung. Hier kommt es auch darauf an, ob die Bewerberinnen und Bewerber über die nötigen Deutschkenntnisse verfügen. Erst dann können sie als Saisonarbeiter eingesetzt werden.

Auch finanzieller Aufwand zu hoch

Eine türkische Firma hatte zunächst 2.000 potentielle Bewerberinnen und Bewerber angepriesen. Die Flughäfen Frankfurt, München, Nürnberg, Düsseldorf, Köln und Münster/Osnabrück hatten daraufhin Interesse an Personal aus der Türkei bekundet. Nach WDR-Informationen sind derzeit nur noch zwei dieser Flughäfen in Verhandlungen mit dem Vermittler.

Für die Vermittlung der potentiellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlangt die türkische Firma pro Kopf eine vierstellige Provision. Laut des Dienstleisters in Düsseldorf müssten darüber hinaus zusätzlich mehrere Tausend Euro für Schulungen aufgewendet werden.

Auch die dreimonatige Unterkunft der Arbeiterinnen und Arbeiter müssten vom Dienstleister übernommen werden. Für die drei Monate, die die türkischen Fachkräfte maximal an den deutschen Flughäfen tätig werden dürfen, sei der finanzielle Aufwand unangemessen, so der Dienstleister.

Kein Mangel an türkischen Bewerbungen

Bewerbungen aus der Türkei gebe es viele, so der Dienstleister aus Düsseldorf. Da diese aber nicht über die türkische Firma vermittelt werden, bekommen die privaten Interessenten kein Visum, um in Deutschland zu arbeiten.

Konkrete Namensvorschläge habe das Unternehmen aus Istanbul aber nie bekommen. Und selbst wenn diese jetzt noch kämen, wären die potentiellen Mitarbeiter frühestens in sechs bis acht Wochen einsatzbereit – zu spät. "Wir hätten die Kräfte Ende Juni gebraucht", so der Sprecher.

Auch an Flughafen Köln/Bonn wohl keine türkischen Saisonarbeiter

Der Flughafen Köln/Bonn hat nach eigenen Angaben 20 Saisonkräfte für den Einsatz in der Gepäckabfertigung beantragt. Ob und wann diese Kräfte eingesetzt werden können, sei aber unklar, teilte das Unternehmen dem WDR mit.

Wahrscheinlicher ist, dass es zum Einsatz gar nicht kommen wird. Denn hier zeichnen sich die bekannten Probleme ab: Auch in Köln müssen die Gepäckverlader eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen, um Zutritt zum Vorfeld des Flughafens zu bekommen. Wie die Saisonkräfte überprüft werden sollen, sei dem Flughafen bisher nicht bekannt.

Nach Angaben des Flughafens kommt der Einsatz von türkischen Saisonkräften nur für Arbeiten auf dem Vorfeld in Frage. Denn für den Einsatz in der Passagierkontrolle müssten die Saisonkräfte erst eine langwierige Ausbildung absolvieren. Die dauert nach Angaben der Bundespolizei etwa ein halbes Jahr - und auch hier wäre unklar, wie die notwendigen Sicherheitsüberprüfungen erfolgen sollten.

Grundsätzlich mache der Einsatz nur in Spitzenzeiten - wie etwa in den Sommerferien - Sinn. In normalen Zeiten habe der Flughafen Köln/Bonn ausreichend Personal für die Beladung und Abfertigung der Flugzeuge.