Europol-Masche und falsche Polizisten: Betrug am Telefon wird immer professioneller

Stand: 07.07.2022, 17:32 Uhr

Bandansagen, Verwandte in Not und gestohlene Telefonnummern: Die Tricks der Telefonbetrüger ändern sich schnell und wirken immer glaubhafter. So erkennt man sie.

20 Anrufe gehen innerhalb kürzester Zeit auf dem Handy eines WDR-Mitarbeiters ein - ruft er eine der Nummern zurück, reagiert die Person am anderen Hörer zum Teil verdutzt. Kein Wunder: "Der Person wurde die Nummer durch technische Tricks gestohlen", sagt Maren Menke, Sprecherin des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen. Die "Europol-Masche" sei bereits bekannt, aber lange nicht die einzige.

Das Ziel ist immer Geld

Unser WDR-Mitarbeiter hörte immer wieder eine englischsprachige Bandansage: "Your Identity Card has been misused." Dann wurde er aufgefordert, die Taste "1" an seinem Telefon zu drücken. Ein vermeintlicher "Police Officer" der deutschen Bundespolizei meldete sich in gebrochenem Englisch und forderte zum Beispiel Kreditkartennummern oder andere persönliche Daten.

Genaue Wortlaute ändern sich jedoch ständig, das LKA informiert deswegen präventiv über aktuelle Maschen auf seiner Homepage:

Schockanrufe treffen oft Seniorinnen und Senioren

Eine Seniorin aus Waldfeucht sei noch immer erschrocken und betroffen, so Angela Jansen, Polizeihauptkommissarin der Polizei im Kreis Heinsberg. Die Waldfeuchterin wurde diese Woche von einer angeblichen Polizistin angerufen. Die gab an, dass eine Verwandte einen Verkehrsunfall verursacht hätte, bei dem eine junge Frau ums Leben gekommen wäre.

Daraufhin wurde das Telefon an eine weinende Frau weitergegeben, die sich als die Verwandte der Seniorin ausgab. Sie müsse ins Gefängnis, wenn sie nicht 50.000 Euro zahlen könnte. Die Seniorin wollte ihrer angeblichen Verwandten helfen und gab einem vermeintlichen Polizisten in Zivilkleidung an der Haustür Geld und Schmuck. Nun hat sie Anzeige erstattet.

"Bei diesen sogenannten Schockanrufen wird immer mit Emotionen gespielt. Es wird auch ein Zeitdruck aufgebaut, so dass man jegliche Vorsicht über Bord wirft." Angela Jansen, Polizeihauptkommissarin der Polizei im Kreis Heinsberg

Hintergrundgeräusche, mehrere Personen mit schauspielerischen Fähigkeiten und ausgeklügelte psychologische Tricks würden es den Betrugsopfern schwer machen, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Häufig würden die Betrüger sogar unter Polizeinummern anrufen, das sei mit technischen Tricks wie auch bei anderen Betrugsmaschen möglich. Die Polizei würde jedoch nie unter der Notrufnummer 110 anrufen.

Die Polizei verlangt nie am Telefon Geld

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal liege darin, dass ein echter Polizist am Telefon niemals Geld fordern würde. Auch wäre es sinnvoll, die Angehörige, die angeblich einen Verkehrsunfall verursacht haben soll, anzurufen.

Wichtig sei auch, solche Anrufe zur Anzeige zu bringen, damit aktuelle Betrugsmaschen schnell an die Öffentlichkeit kommen. Das LKA weißt darauf hin, dass selbst Anzeige erstatten kann, wer nicht auf die Betrüger hereingefallen ist.