Genesis kämpft ums Überleben

Lokalzeit aus Düsseldorf 16.11.2023 03:15 Min. Verfügbar bis 16.11.2025 WDR Von Markus Gröters

Nach Kplus-Insolvenz: Dutzende Menschen mit Behinderung kämpfen um Job

Stand: 16.11.2023, 06:00 Uhr

Weil die Krankenhäuser in Hilden, Haan und Solingen schließen sollen, wackelt auch die Genesis. Das Unternehmen betreibt die Küche für die Häuser und übernimmt die Gartenarbeit. Fast die Hälfte der Mitarbeiter sind Menschen mit Behinderung.

Von Markus Gröters

Ohne sauberes Geschirr geht hier gar nichts, weiß Uwe Czycholl, der gerade mit einem Kollegen Tabletts am Ende der Spülstraße vom Band nimmt und gewissenhaft stapelt. Der 62-Jährige hat auch schon in anderen Bereich der Großküche gearbeitet, aber hier hat er viel Spaß.

Czycholl hat eine psychische Behinderung und bei der Genesis eine Arbeit gefunden, in der er voll aufgeht: "Der Zusammenhalt unter den Behinderten und nicht Behinderten ist sehr gut, ich bin voll akzeptiert. Ich fühle mich als gleichwertiger Teil der Gesellschaft. Ich komme gerne zur Arbeit."

Genesis droht das Aus

Ob er noch lange zur Arbeit kommen kann, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Nachdem die Kplus-Gruppe als Krankenhausträger der Häuser in Hilden, Haan und Solingen in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist, droht auch der Genesis GmbH das Aus.

Genesis will unabhängig von Kplus werden

Das Besondere: 57 der 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Menschen mit Behinderung. Als hundertprozentige Tochter von Kplus versucht sich das Unternehmen nun freizuschwimmen, um nicht mit den Krankenhäusern unterzugehen.

Das wird nicht einfach. Die Krankenhäuser stellen allein fast die Hälfte aller Aufträge der Zentralküche. Für Jens Schmidt, den Sachwalter der Kplus-Gruppe, muss es nun gemeinsam mit der Geschäftsleitung gelingen, neue Einnahmequellen zu finden: "Wir müssen so genannte Drittumsätze aufbauen, also Kunden außerhalb des Krankenhausverbundes gewinnen."

Hier kämpfen alle mit großem Engagement

Eigentlich sollte hier schon längst klar sein, dass die Lichter ausgehen werden. Schmidt konnte die Amtsrichter aber davon überzeugen, dass es binnen weniger Monate gelingen könnte, die Genesis eigenständig lebensfähig zu machen: "Hier kämpfen alle mit großem Engagement, dass die Genesis weiterbestehen kann und das voller Hoffnung. Aber natürlich steht die Unsicherheit über dem Haus."

Neben der Zentralküche arbeiten weitere 16 Mitarbeiter im Garten- und Landschaftsbau, 13 von ihnen sind Menschen mit Behinderung. Anders als die Küche haben es die Gärtner längst geschafft, neben den Häusern der Kplus-Gruppe auch viele Privatleute oder andere Unternehmen als Kunden zu gewinnen.

Vorarbeiter Fabian Münchow weiß, was seine Truppe leisten kann: "Wir übernehmen das ganze Spektrum des Garten- und Landschaftsbaus. Von der klassischen Grünanlagenpflege bis zum Terrassenbau. Jeder im Team hat so seine Stärke, wir haben ein tolles Gleichgewicht."

Die Hoffnung: Bis zur Rente weiterarbeiten dürfen

Trotzdem: Auch sie könnten im März die Kündigung erhalten. Da sitzen sie mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Zentralküche in einem Boot. Dort ist Uwe Czycholl inzwischen fertig mit dem Tablettstapeln. Wie alle ist er dankbar, hier arbeiten zu können: "Hier kenne ich alle Abläufe und ich muss mir keine Gedanken darüber machen, wie ich das hinkriegen soll." Er habe auch schon andere Erfahrungen gemacht. "Ich hoffe, dass ich das bis zu meiner Rente weitermachen darf," sagt er.

Ob sich seine Hoffnungen erfüllen, wird im ersten Quartal 2024 das Amtsgericht entscheiden. Sind dann nicht genügend Kunden da, muss die Genesis GmbH wohl schließen.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 16.11.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Bergisches Land und der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf.