Ein leerer Klassenraum

Hitlergruß gezeigt? Willicher Schüler wird der Schule verwiesen

Stand: 15.05.2023, 18:50 Uhr

Einer der Oberstufenschüler, der in Willich den Nationalsozialismus verherrlicht haben soll, muss die Schule verlassen. Das hat die Lehrerkonferenz des St.-Bernhard-Gymnasiums beschlossen.

Nach einem offenbar den Nationalsozialismus verherrlichenden Vorfall am St.-Bernhard-Gymnasium in Willich-Schiefbahn ist die Strafverfolgung angelaufen. Der Staatsschutz ermittelt gegen drei Schüler. Wie das mögliche Strafmaß aussehen könnte, hänge vom Einzelfall ab, teilte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das Jugendstrafrecht auf Anfrage mit.

Ganz unabhängig von den Ermittlungen muss einer der Schüler nun die Schule verlassen. Das wurde in einer Lehrerkonferenz so beschlossen. Die anderen beiden sind nur vorübergehend vom Unterricht ausgeschlossen worden.

Nach Angaben der Schulleitung ereignete sich der Vorfall am Donnerstag, 20. April, dem Geburtstag Hitlers. Drei Oberstufenschüler der Einführungsphase sollen während ihres Erdkunde-Kurses kurzzeitig ohne Aufsicht eines Lehrers gewesen sein.

Schulleiter Andreas Päßler berichtete, dass die Schüler zunächst die "Wochenschau" angeschaut hätten. Sie nutzten dazu offenbar einen Streaming-Dienst.

Geburtstagsständchen gesungen?

Danach seien jedoch Seiten aufgetaucht, die den Nationalsozialismus verherrlichten. Die Seiten sollen brennende Hakenkreuze gezeigt haben. Es sei zu gesungenen Geburtstagsgrüßen für Adolf Hitler gekommen, und die Schüler sollen den Hitlergruß gezeigt haben. Eine Woche später, am 27. April, habe der Staatsschutz die Schüler dann von der Schule abgeholt.

Auch schulinterne Aufarbeitung

Die Polizei wurde von der Schulleitung über den Vorfall informiert. Die Schüler wurden zunächst vom Unterricht ausgeschlossen. Schulintern wird der Vorfall mit einer Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmenkonferenz aufgearbeitet. Ende Mai soll außerdem ein Projekttag zur Reflexion der Geschehnisse stattfinden.

Tafel

Das Gymnasium trägt den Titel "Schule ohne Rassismus"

Für das St.-Bernhard-Gymnasium ist es das erste Mal, dass sich ein solcher Vorfall ereignet hat. Seit eineinhalb Jahren trägt die Schule den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". So etwas sei ihm im Laufe seines Berufslebens noch nicht untergekommen, sagte Schulleiter Päßler.

Staatsschutz holte Schüler ab

Dass die Schüler vom Staatsschutz abgeholt wurden, sei eine Einzelfallentscheidung. Unter anderem müsse geschaut werden, ob die Jugendlichen vorsätzlich gehandelt hätten, wie ihr soziales Umfeld aussehe, ob Wiederholungsgefahr bestehe und ob sie Kooperationsbereitschaft zeigten, erläuterte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach im Gespräch mit unserer Redaktion.

Wie oft der Staatsschutz in solchen Fällen gegen Jugendliche ermittelt, konnte die Behörde mit Verweis auf den Arbeitsaufwand nicht sagen: Dazu müssten die Fälle "durch eine langwierige und damit arbeitsintensive händische Auswertung" recherchiert werden.

Über dieses Thema haben wir am Freitag, 05.05.2023, in der AKS im WDR Fernsehen berichtet.