Das leerstehende alte Morschenich soll wiederbelebt werden

Stand: 08.12.2023, 20:10 Uhr

Das Dorf Morschenich-Alt am Hambacher Forst soll wiederbelebt werden. Der Ort war wegen des Braunkohletagebaus schon vor Jahren aufgegeben worden, die Bewohnerinnen und Bewohner mussten umsiedeln. Doch RWE hat keine Verwendung mehr für das Gelände.

Insgesamt sechs frühere Braunkohle-Dörfer im Rheinischen Revier sollen erhalten werden, darunter Morschenich-Alt. Es ist das erste Dorf, das wiederbelebt werden soll. Eine entsprechende Vereinbarung haben am Donnerstag (07.12.2023) das Land Nordrhein-Westfalen, der Energiekonzern RWE Power und die Gemeinde Merzenich geschlossen. Hintergrund ist der für 2030 geplante vorzeitige Kohleausstieg.

Ursprünglich sollte der Ortsteil von Merzenich dem Tagebau Hambach weichen. Seit 2015 wurden die Menschen, die dort wohnten, in das neu entstandene Morschenich-Neu umgesiedelt. Dann kam die Entscheidung zum frühzeitigen Kohleausstieg, die dafür sorgte, dass der Ort nicht mehr abgebaggert werden sollte.

Ein Geisterort ist Morschenich nach Aussage des Merzenicher Bürgermeisters Georg Gelhausen jedoch nicht. Aktuell wohnten dort noch etwa 40 Alt-Morschenicher, rund 170 Flüchtlinge sowie Opfer der Flut 2021, die die Gemeinde dort untergebracht hat.

RWE Power verkauft Dorf

Braunkohletagebau im Rheinischen Revier

Fast alle Häuser dort gehören der RWE Power AG. Die Gemeinde soll sie nun zurückkaufen können. Durch die Förderung mit Mitteln von Bund und Land soll das Dorf zum ersten "Ort der Zukunft" im Rheinischen Revier werden, heißt es von der Landesregierung.

Georg Gelhausen nannte den geplanten Kauf der Ortslage "die einmalige Gelegenheit einer selbstbestimmten Zukunftsgestaltung". Für RWE Power erklärte Vorstand Lars Kulik, mit der Übertragung der Liegenschaften in Morschenich-Alt löse RWE ihre Zusage aus der politischen Verständigung zum Kohleausstieg 2030 ein.

Aus dem Investitionsgesetz Kohleregion werden für den Grunderwerb durch Merzenich und die umfassende Sanierung und Entwicklung des Ortes rund 90 Millionen Euro bereitgestellt werden, sagte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach.

Ehemalige Dorfbewohner planen Rückkehr

Fest steht: Bis dort wieder richtiges Leben herrscht, muss noch einiges geschehen. Denn zunächst muss erst einmal die Infrastruktur auf Vordermann gebracht werden, also Straßen, Kanäle, Strom- und Wasserversorgung, der ÖPNV aber auch soziale Einrichtungen wie Kitas, Altenheime und Sportanlagen. Darüber hinaus sollen die Dörfer möglichst klimaneutral werden. Neben Morschenich sollen auch die Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich sowie Berverath zu Zukunftsdörfern werden.

Damit sich dieser ganze Aufwand lohnt, will das Land vorher herausfinden, wer von den alten Bewohnern dieser Orte überhaupt zurück will. Im Fall von Morschenich gibt es offenbar mehrere Interessierte, allerdings auch schon die ersten Diskussionen. Denn einige von ihnen würden gerne ihr Haus zurückkaufen, sind aber nicht mit den Bedingungen einverstanden, unter denen sie das können.

Quelle:

Über dieses Thema berichtet der WDR am 07.12.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Aachen und im Radio auf WDR 2.