Eine Frau steht vor einem Regal, das mit kleinen Pakteten gefüllt ist

Bornheim: Mysteriöse Päckchen aus dem Automaten

Stand: 23.07.2024, 11:03 Uhr

Automaten, an denen man Päckchen und Pakete kaufen kann, ohne zu wissen was da drin ist - das gibts nun auch in Bornheim.

Von Anne Burghard

Die sogenannten Mystery-Packs oder Mystery-Boxen sind voll im Trend. Pakete kaufen, ohne zu wissen was da drin ist, das verspricht Spannung. Im rheinischen Bornheim kann nun jeder für 10 bis 15 Euro zugreifen. Entweder am Automaten oder am Verkaufs-Stand. Beides steht im Garten von Tashina Michels. Ihr Geschäftsmodell: Eine Art Blind-Verkauf von zurückgegebenen Waren aus dem Online-Handel. Von Großhändlern bestellt sie die Rückläufer-Päckchen gleich palettenweise.

Retouren für den Online-Handel nicht lohnend

Für den Online-Handel ist es oft unbequem, die zurückgeschickten Produkte wieder ins Lager aufzunehmen. Es lohne sich wirtschatlich nicht, sagen manche Händler. Und so landen Päckchen und Pakete bei Stationen wie die von Tashina Michels in Bornheim. Sie will damit ihren eigentlichen Job ersetzen. "Eigentlich bin ich gelernte Laborantin", erzählt die junge Mutter. "Aber den ganzen Tag im Labor - bei zwei kleinen Kindern hat das einfach nicht gepasst. Und dann habe ich gedacht: Komm, dann bringst Du den Leuten einfach ein bisschen Spaß", lächelt sie und zeigt auf den prall gefüllten Automaten. Pakete, die für den Automaten zu groß sind, verkauft sie ein mal im Monat in der Hofeinfahrt.

Spannung, Spaß oder Enttäuschung

Eine Frau übergibt einer anderen Frau ein orangenes Paket

Manuela Pfaff ist gespannt was in dem ausgesuchten Paket drin ist.

Manuela Pfaff kommt als Kundin zum Stand für die größeren Pakete und ist schon gespannt. Sie will auf keinen Fall etwas zum Anziehen erwischen. Deshalb hebt sie einzelne Pakete an und prüft das Gewicht. Ob das schwere auch wirklich einen wertvollen Inhalt hat? 30 Euro lässt sie sich die Antwort kosten, denn sie kauft zwei Pakete. Angst vor einer Enttäuschung hat sie nicht. "Die Überraschung ist ja der Reiz da dran, finde ich", sagt Manuela Pfaff, "der Spaß ist es, überrascht zu werden."

Das kleine und recht schwere Paket ist aber doch eine Enttäuschung. Buchstaben aus Plexiglas, die benötigt Manuela Pfaff nicht wirklich. Im zweiten Päcken: Staubsauer-Zubehör, für ein Gerät, das sie zufällig sogar besitzt. "Das kann ich brauchen", freut sie sich.

Nicht ohne Risiko für Verkäufer

Das Geschäft mit den Retouren ist aber nicht nur für die Kundinnen und Kunden ein so genannter Blindflug. Auch Verkäuferinnen wie Tashina Michels gehen ein Risiko ein. Denn es gibt auch gefälschte Retourenpakete. Bei einer Lieferung eines Großhändlers kam eine ganze Palette mit wertlosem Ramsch an, der als Retoure getarnt war: Olle Billig-Handyhüllen für Handys, die es längst nicht mehr gibt. Die Fuhre wanderte auf den Müll.

Selbst vorher nachschauen dürfen und wollen die Verkäufer der Mystery-Boxen nicht. "Wenn wir selbst die besten Sachen aussortieren würden, dann würde das unser Geschäft komplett schädigen", sagt Tashina Michels. "Wir wollen doch, dass die Leute auch mal was Tolles auspacken".

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort

Die WDR-Lokalzeit Bonn berichtet über das Thema am 23.07.2024 um 19.30 Uhr.

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