Ulrich Karas kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Archäologe und Grabungsleiter steht vor einem Durcheinander aus Scherben, Glas und Knochen. Dann greift er nach einem ziemlich verrosteten Metallplättchen und hält es hoch.
"Eine Plombe. Der Beleg, dass hier auf dem Neumarkt im Mittelalter Tuchhändler ihre Waren angeboten haben", sagt Ulrich Karas. Die Plombe war damals wie heute ein Echtheitssiegel - und für die Archäologen der Beweis, dass der Kölner Neumarkt im Mittelalter viel mehr war als ein reiner Verkaufsplatz für Vieh.
Straße durchquerte Kölner Neumarkt
Die Plomben und Scherben sind zusammen mit den Überresten einer spät mittelalterlichen Straße bei Baggerarbeiten für einen neuen Brunnen entdeckt worden.
"Die Straße verlief quer durch den Neumarkt und endete nicht weit entfernt vor einem Kloster. Heute befindet sich dort die Kölner Einkaufspassage Olivandenhof", ergänzt Marcus Trier, der Leiter des Römisch Germanischen Museums.
Trier ist begeistert: "Die Funde lassen tief in das Herz des mittelalterlichen Kölns blicken und wir spüren quasi den Puls dieser Zeit, der jetzt mit der Grabung wiederbelebt wird."
Mittelalterliche Straße bleibt erhalten
Die Archäologen hoffen, dass sie auf dem Kölner Neumarkt noch mehr Überraschungen finden. Alle Fundstücke gehen nun an das Römisch-Germanische-Museum.
Archäologe Ulrich Karas mit den Fundstücken der Ausgrabungen.
Und die mittelalterliche Straße? "Sie wird nun dokumentiert und danach wieder zugeschüttet", sagt Grabungsleiter Ulrich Karas. Ihre Überreste sind damit geschützt und bleiben erhalten. Darüber wird - wie geplant - der neue Brunnen gebaut. "Vorausgesetzt, wir finden keine Sensation. Das könnte man halt in einer Stadt wie Köln nie ausschließen", schmunzelt Ulrich Karas.