Serie von sexualisierter Gewalt - Täter gesteht weitere Fälle

Stand: 12.12.2022, 17:40 Uhr

Im Prozess gegen einen 45-Jährigen, der in Wermelskirchen festgenommen wurde, gibt es neue Details. Seit dem vergangenen Dienstag läuft gegen ihn die Verhandlung am Kölner Landgericht wegen mehr als 120 Taten von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.

Von Markus Schmitz

Diese Taten hat der Mann bereits gestanden - nun hat er weitere zugegeben. Mit seinem Geständnis ist er der Aufforderung des Vorsitzenden Richters nachgekommen, weitere Taten und Mittäter zu benennen.

Der Angeklagte sagt am vierten Verhandlungstag: "Ich habe mir die Worte zu Herzen genommen". Damit meint er den Vorsitzenden Richter, der ihm in der vergangenen Woche deutlich gemacht hatte, dass er über mögliche weitere Fälle von Übergriffen sprechen müsse.

Und tatsächlich: Wie in vorhergehenden Missbrauchsverfahren am Kölner Landgericht, hat der erfahrene Vorsitzende Richter Christoph Kaufmann das richtige Gespür und bringt den Angeklagten zum Reden.

 

Angeklagter nennt ruhig und nüchtern weitere Fälle

Der 45-Jährige spricht von mehreren Fällen, in denen er Sex mit "Teenagern", wie er es formuliert, hatte. Er nennt Vornamen der Jugendlichen. Er berichtet, welche Sexualpraktik er mit den 14- bis 17-Jährigen ausübte. Und er macht Ortsangaben. Es sei einmal an einer Brücke in Lohmar passiert oder in einem Waldstück an einem anderen Ort.

Von diesen Fällen habe er keine Videoaufnahmen gemacht. Ganz im Gegensatz zu den vielen anderen Taten, die gut dokumentiert sind, und zu denen der Polizei Videos und Fotos vorliegen.

"15 bis 20 Minuten alleine im Zimmer"

Ein weiterer Teil des Geständnisses sorgt für Entsetzen bei vielen Prozessbeobachtern. Der Angeklagte beschreibt eine Betreuungssituation: Er sei kurzfristig gebeten worden, einen kleinen Jungen als Babysitter zu beaufsichtigen. Nach seiner Version, habe der Angeklagte zu dem Zeitpunkt einen Bekannten zu Besuch gehabt, der ebenfalls Missbrauchstäter sein soll.

Der Angeklagte sagte den Eltern des Kindes unter der Bedingung zu, dass sein Gast mitkommen könne. An jenem Abend habe er dem betreuten Jungen sexualisierte Gewalt angetan, so seine Einlassung vor dem Gericht. Anschließend sei sein Bekannter in das Kinderzimmer gegangen und 15 bis 20 Minuten mit dem Jungen allein gewesen.

In dieser Zeit, so der Angeklagte am Montag, habe er das Abendessen warm gemacht. Ob und was in dem Zimmer passiert sei, könne der Angeklagte nicht sagen, weil er mit dem Bekannten nicht darüber gesprochen habe.

Hinweise auf weitere Täter

In dem Geständnis hat der 45-Jährige dem Gericht auch noch Hinweise auf Männer gegeben, die mit ihm kinderpornografisches Material getauscht haben sollen.

Der Prozess ist auf insgesamt 25 Verhandlungstage angesetzt. Nach aktueller Planung soll das Urteil Ende Februar gesprochen werden. 

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 12.12.2022 im Hörfunk auf WDR2 und im WDR-Fernsehen.