Eine Justizbeamtin zeichnet die Aussage eines Missbrauchsopfers auf.

Zahlen beim Missbrauchskomplex Wermelskirchen explodieren

Stand: 25.11.2022, 14:15 Uhr

Im Dezember 2021 sorgte der Missbrauchskomplex Wermelskirchen für große Bestürzung. Jetzt, ein Jahr später, startet der Prozess gegen den Hauptverdächtigen vor dem Landgericht Köln.

Von Jochen Hilgers

Dem 45-jährigen Mann wird sexualisierte Gewalt gegen Kinder vorgeworfen. Die Anklage listet insgesamt 124 Taten auf. Nun wird immer klarer, mit welcher großen Zahl an Gleichgesinnten er sich ausgetauscht hat.

Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiten eng zusammen. Und stoßen fast täglich auf neue Beschuldigte. 80 waren es Ende August. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen jetzt schon 132 Verfahren gegen 129 Beschuldigte.

Missbrauchskomplex Wermelskirchen: Ermittlungen bis nach Kanada

Alleine in den vergangenen zwei Monaten haben sich also Spuren zu 50 weiteren Beschuldigten ergeben. Die meisten Verfahren haben die Kölner Ermittler an ihre Kollegen in anderen Bundesländern oder aber auch bis nach Großbritannien und Kanada abgegeben.

Der Mann aus Wermelskirchen, der ab dem 6. Dezember wegen schweren sexuellen Missbrauchs von mindestens 20 Kindern zwischen 0 und 14 Jahren vor Gericht steht, hatte entsprechende Kontakte zu Gleichgesinnten.

Weiter 30 Ermittelnde im Dienst

Bei der Polizei in Köln arbeitet nach wie vor eine eigene Ermittlungsgruppe mit immer noch 30 speziell dazu ausgesuchten Beamtinnen und Beamten. 30 Terabyte Material liegen vor. Das Beweismaterial ist noch lange nicht ausgewertet. Fast jeden Tag gibt es eine neue Spur zu einem neuen Beschuldigten.

Die Zahlen könnten sich ab dem 6. Dezember noch erhöhen. Dann kommt es vor dem Landgericht Köln zum Prozess gegen den mittlerweile 45-Jährigen, der in Wermelskirchen bis zu seiner Verhaftung mit seiner Ehefrau ein unauffälliges Leben führte.

Von seinen Aussagen wird abhängen, wie lange das Verfahren dauern wird und welche neuen Erkenntnisse die Ermittler in Köln daraus gewinnen werden. Ungewöhnlich, so sagen Ermittler, ist das hohe Maß an körperlicher Gewalt, das im Videomaterial zu erkennen ist.

Über das Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 25.11.2022 auch im WDR Fernsehen und im Hörfunk.