An den Wochenenden ist das Rheinufer im Kölner Stadtteil Poll ein beliebter Treffpunkt für Männer und Frauen mit schnellen Autos. Aus ganz Nordrhein-Westfalen kommen die Besitzer von Wagen bekannter Luxusmarken. Oftmals sind die Fahrzeuge getunt. Auf den Parkplätzen sammeln sich kleine Gruppen um die Autos. Die Besitzer drehen ihre Soundanlagen auf, Shisha-Pfeifen werden ausgepackt. Es riecht nach Marihuana.
Auf der Straße fahren Wagen mit röhrenden Motoren vorbei. Einige Fahrer treten für ein paar hundert Meter das Gaspedal durch, andere folgen ihnen mit Tempo.
Jugendliche flüchten nach Unfall am Poller Rheinufer
So war es offenbar auch am vergangenen Freitag. Ein mit drei Personen besetzter BMW X6 soll laut Polizei mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit auf der Alfred-Schütte-Allee gefahren sein. Ein Stück weiter war der Fahrer eines Kleinwagens gerade dabei, aus einer Parklücke herauszufahren. Der SUV rammte den Kleinwagen mit großer Wucht. Der Kleinwagen wurde gegen zwei geparkte Autos geschleudert. Der SUV kam erst zum Stehen, nachdem auch er in einen parkenden Wagen geschleudert war. Die drei Insassen des SUV liefen davon, ohne sich um die beiden Verletzten in dem Kleinwagen zu kümmern.
Während die Polizei an der Unfallstelle Spuren sicherte, meldete sich ein 46-jähriger Familienvater mit seinem 15-jährigen Sohn bei den Beamten. Der SUV war der Dienstwagen des Familienvaters.
Zweiter Unfall am Poller Rheinufer: Verursacherin flüchtet ebenfalls
Der 15-jährige Sohn berichtete, dass er sich den Wagen mit einem 18-jährigen Bekannten ohne Wissen des Vaters "geliehen" habe. Der 18-jährige sei gefahren. Über die dritte Person im Wagen machte er keine Angaben. Die Polizei traf den 18-Jährigen wenige Stunden nach dem Unfall in seiner Wohnung an. Er wollte sich zu dem Unfall aber nicht äußern.
Die Polizei sucht jetzt nach der dritten geflüchteten Person aus dem SUV. Dabei ist die Polizei auch auf Zeugen angewiesen, die den Unfall auf der Alfred-Schütte-Allee beobachtet hatten.
Nur 48 Stunden später versuchte in der Nähe der Alfred-Schütte-Allee eine 20-jährige Frau, mit ihrem dunklen Luxuswagen einer Radfahrerin auszuweichen. Dabei rammte der Wagen ein geparktes Auto. Die Frau fuhr weiter. Die Polizei konnte die Autofahrerin später stellen. Ob sie zur Raserszene gehört, ist noch unklar.
Anwohner fordern Stadt Köln zum Handeln auf
Anwohner des Poller Rheinufers sind entsetzt. Seit Jahren fordern sie, dass die schnurgerade Alfred-Schütte-Allee so umgebaut wird, dass dort keine Autorennen mehr stattfinden können.
Die Stadt Köln hatte im vergangenen Herbst zugesagt, noch im Winter mit den Arbeiten zu beginnen. Unter anderem sollten Parkplätze auf die Fahrbahn verlegt und die Zahl der Stellplätze verringert werden. Doch die Stadt hat ihren Zeitplan plötzlich geändert. Nun sollen die Arbeiten erst im Sommer beginnen.
"Wir wollen uns nicht länger vertrösten lassen", sagt Gerald Diepolder, Sprecher der Bürgerinitiative. "Die Ereignisse vom vergangenen Wochenende zeigen deutlich, dass hier dringend etwas geschehen muss, um weitere Unfälle mit Verletzten oder sogar Schlimmeres zu verhindern." Am Donnerstag diskutiert die Bezirksvertretung Köln Innenstadt über die Verkehrsberuhigung auf der Alfred-Schütte-Allee.
Über das Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 06.03.2023 auch im WDR Fernsehen.