Ein Jahr später: Wo sind die Hochwasser-Spenden?

Stand: 13.07.2022, 10:48 Uhr

Das Hochwasser war eine der größten Katastrophen in Deutschland. Die Schäden sind noch längst nicht beseitigt. Betroffene warten immer noch auf finanzielle Hilfe.

Von Timo Spicker

Das Hochwasser vor einem Jahr war eine der größten Unwetterkatastrophen in Deutschland. Der Wiederaufbau ist noch lange nicht abgeschlossen, auch nicht im Bergischen Land. Was es Betroffenen zusätzlich schwer macht: das Warten auf finanzielle Hilfe – vom Staat und von den Spendenorganisationen.

Das Landhaus Bilstein in Wuppertal-Beyenburg heißt jetzt Landunterhaus Bilstein. Ein Restaurant ist es aber immer noch nicht. Auch ein Jahr nach dem verheerenden Wupper-Hochwasser ist es eine Baustelle: kein Boden, nackte Wände. Für Besitzerin Christiane Schneider ist es schwer zu ertragen, das alles nur langsam voran geht.

Betroffene hatten auch auf Hochwasser-Spenden gehofft

Ein Schild des Haus Bilstein.

Ein Gutachter schätzt den entstandenen Flut-Schaden auf eine Million Euro. Christiane Schneider hat Anträge auf staatliche Hilfe gestellt, vor Monaten schon. Eine erste Teilzahlung hat sie erst jetzt erhalten. Von den Millionen An Hochwasser-Spenden gab es nur ein paar Tausend Euro Soforthilfe. "Gut, aber doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein", wie sie sagt.

Spendenorganisationen berufen sich auf Nachrangigkeits-Prinzip

Dass Betroffenen wie Christiane Schneider nicht mehr Geld bekommen haben, rechtfertigt die "Aktion Deutschland hilft", ein Zusammenschluss von Hilfsorganisationen, mit dem Prinzip der Nachrangigkeit. Das heißt: erst zahlen Versicherung oder Staat und dann erst die Hilfsorganisationen.

Spenden nur bei wirtschaftlicher Hilfsbedürftigkeit

EIn Mann, der sich zur Flut äußert.

Professor Rainer Hüttemann, Universität Bonn

Hilfsorganisationen müssen nämlich mildtätige Zwecke erfüllen. Mildtätig sind Spenden an Hochwasser-Opfer aber nur dann, wenn diese wirtschaftlich hilfsbedürftig sind. Wenn Flut-Opfer staatliche Wiederaufbauhilfe beantragen, dann haben sie Aussicht auf finanzielle Unterstützung und sind nach Ansicht der Spendenorganisationen nicht mehr hilfsbedürftig.

Spendenrechts-Experte: Regelungen sind unzureichend

Der Bonner Spendenrechts-Experte Rainer Hüttemann bezeichnet die bestehenden Regelungen als unzureichend für die Katastrophenhilfe. Er fordert eine Neuregelung des Spenden- und Abgabenrechts, damit Hochwasser-Opfer auch Wiederaufbauhilfe aus privaten Spendenmitteln bekommen können.

Gesetzesänderung dauert

Das wäre auch im Sinne von Christiane Schneider in Beyenburg. Dass sie ihr Restaurant noch in diesem Jahr wiedereröffnen kann, glaubt sie nicht. Deshalb hat sie mit Unterstützung von Helfern einen Biergarten gebaut. Dort im Angebot: Flut-Food aus dem Landunterhaus.