HIV-Medikamente sind besonders knapp
03:19 Min.. Verfügbar bis 28.02.2025.
Wichtige HIV-Medikamente sind knapp
Stand: 28.02.2024, 15:27 Uhr
Seit Wochen sind die Präparate, die auch vor einer Ansteckung gegen HIV schützen, in vielen Apotheken in NRW nicht zu bekommen. Experten warnen: Hält der Mangel an, könnten Ansteckungszahlen wieder steigen.
Von Joscha Weidenfeld
Laut dem Robert-Koch-Institut nehmen etwa 40.000 Personen in Deutschland regelmäßig Präexpostionsprophylaxe, kurz „PrEP“, ein. Das Medikament ist Teil von HIV-Therapien, wird aber zum Beispiel auch von Personen genommen, deren Partner HIV-positiv ist.
Internist Dr. Martin Reith warnt vor wieder steigenden Ansteckungszahlen
Seit 2019 bekommen Menschen mit einem erhöhten HIV-Infektionsrisiko das Arzneimittel zur Vorsorge von der Krankenkasse verschrieben. Seitdem sind die Ansteckungszahlen stark zurückgegangen. Der Düsseldorfer Internist Dr. Martin Reith sagt, dass dieser Erfolg auf dem Spiel steht, sollte der Lieferengpass noch einige Monate anhalten.
Lieferengpässe auch an anderen Stellen
HIV-Medikamente sind längst nicht die einzigen, die aktuell schwer zu bekommen sind. Die Apothekerkammer Nordrhein berichtet, dass auch Präparate gegen Asthma und Diabetes, verschiedene Antibiotika und Herz-Kreislauf-Medikamente zurzeit häufig nicht verfügbar sind.
Lieferengpässe bei Medikamenten hat es in den letzten Jahren immer wieder gegeben. Woran das liegt, weiß Kathrin Luboldt. Sie ist Vize-Präsidentin der Apothekerkammer Nordrhein.
Das Problem seien sogenannte Versorgungs- und Rabattverträge, die von den Krankenkassen geschlossen werden und worauf sich die Hersteller bewerben können. Die günstigsten bekämen den Zuschlag.
Medikamente kommen oft aus dem Ausland
Um die Preise zu halten, würden die Rohstoffe von wenigen Anbietern aus Indien und China bezogen. Wenn dort einer ausfalle, sei ein Lieferengpass kaum abzuwenden. Für viele Pharma-Unternehmen sei zudem der deutsche Markt nicht mehr attraktiv, da im Ausland höhere Preise für die Medikamente bezahlt würden.
Wann genau sich die Lage bei den HIV-Medikamenten entspannt, ist aktuell nicht abzusehen. Allerdings gibt es Lichtblicke für die Betroffenen. Der Hersteller Teva, zu dem auch Ratiopharm gehört, hat angekündigt, dass bald wieder mehr geliefert wird.
Unsere Quellen:
- Robert-Koch-Institut
- Apothekerkammer Nordrhein
- Internist Dr. Martin Reith