Der angeklagte Marc G. vor Gericht.

Mutmaßlicher Rechtsterrorist gesteht

Stand: 05.06.2024, 12:17 Uhr

Am heutigen zweiten Verhandlungstag hat der mutmaßliche Rechtsterrorist aus Heiligenhaus vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht wie angekündigt ausgesagt und gestanden.

Von Martin Höke

In einer von ihm selbst verfassten schriftlichen Erklärung räumte der 49-jährige Familienvater über seine Verteidiger ein, sich vor über zwei Jahren der rechtsterroristischen "Kaiserreichsgruppe" angeschlossen und deren Umsturzpläne unterstützt zu haben. Nach eigener Schilderung wollte sich der Angeklagte aber nur an Anschlägen auf die bundesweite Stromversorgung beteiligen. Den Plan aber, Bundeskanzlerin Merkel oder Gesundheitsminister Lauterbach zu entführen, habe er entschieden abgelehnt.

Die Gruppe plante laut Anklage, die bundesweite Stromversorgung mit Sprengstoffanschlägen wochenlang lahmzulegen. Dann sollten die Kanzlerin oder der Gesundheitsminister entführt werden. Im folgenden Chaos wollte die Gruppe, die organisatorisch in einen administrativen und einen militärischen Arm unterteilt war, einen autoritären Staat wie das Deutsche Reich von 1871 errichten.

Angeklagter war als Querdenker aktiv

Der Angeklagte sollte eine führende Rolle spielen. Ihm sollte der Raum Aachen übertragen werden. Das bestritt der 49-Jährige, der zuletzt zehn Jahre als Haustechniker in einer Landesklinik tätig war.

Nach eigener Aussage wurde er erstmals 2019 wegen "der zunehmenden Altersarmut" politisch aktiv. Dann kam 2020 Corona. "Da hat mich erschreckt, wie schnell Freiheitsrechte eingeschränkt wurden". In der Folge habe er sich Partei "die Basis" angeschlossen. Die habe ihn als als Kandidat aufgestellt "und ich habe bei der Bundestagswahl 1,4 Prozent der Stimmen geholt", sagt er. Die Partei gilt als parteipolitischer Arm der "Querdenker"-Bewegung.

Später fand der gelernte Gas- und Wasserinstallateur über den Messengerdienst Telegram Gleichgesinnte und stieß letztlich über den Chat einer Veteranengruppe auf die Verschwörer. "Es hat mir geschmeichelt, dass sie mich Mitte Dezember 2021 zu einem Treffen nach Oldenburg eingeladen haben." Es folgten weitere Zusammenkünfte mit Hauptakteuren der Gruppe.

Aktuell mehrere Prozesse gegen Reichsbürger

Zuletzt Anfang April 2022 in Mettmann. "Da habe ich schon überlegt wie ich da gefahrlos wieder rauskomme", schildert der 49-Jährige. Mitte April war es dann vorbei. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung in Heiligenhaus und stellte umfangreiches Datenmaterial sicher. Am 10 Oktober wurde Marc G. festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.

Wie es in der Anklage heißt, hatten die Staatsschützer aus Rheinland-Pfalz die Umstürzler schon länger auf dem Schirm und offenbar auch verdeckte Ermittler eingeschleust. So wussten die Fahnder auch von Waffenkäufen der Gruppe in großem Stil.

Bundesweit müssen sich aktuell mehrere Mitglieder der Gruppe vor den verschiedenen Oberlandesgerichten in Koblenz, Hamburg und München verantworten. Als Zeuge soll der Heiligenhauser in den Prozessen ausgesagt haben, dass er die Umsturzpläne der Gruppe nicht gebilligt habe und die Treffen mit den Rädelsführern der "Vereinten Patrioten der Kaiserreichgruppe" nur privat gewesen seien. Für den Prozess sind bis Mitte September 20 Verhandlungstage angesetzt.

Mutmaßlicher Rechtsterrorist gesteht

WDR Studios NRW 04.06.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 05.06.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort