Sexualisierte Gewalt an Krefelder Grundschulen: Verdächtiger in U-Haft

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Sexualisierte Gewalt an Krefelder Grundschulen: Verdächtiger in U-Haft

Stand: 22.11.2024, 15:28 Uhr

In Krefeld soll ein Mann Kindern auf den Toiletten zweier Grundschulen sexualisierte Gewalt angetan haben. An den beiden Schulen sind jetzt Polizisten im Einsatz.

Von Benjamin Sartory und Moritz Börner

Der Mann, der am Mittwoch zwei Kinder an zwei Grundschulen missbraucht haben soll, befindet sich auf Antrag der Staatsanwaltschaft und Beschluss des Haftrichters in Untersuchungshaft. Der Tatvorwurf lautet schwerer sexueller Missbrauch von Kindern.

Nach Angaben der Ermittler soll sich der 26-Jährige Zugang zu den Toiletten zweier Grundschulen in den Stadtteilen Linn und Uerdingen verschafft haben. Dort habe er sich jeweils an einem Kind vergangen. Die beiden Schulen riefen sofort die Polizei. Im Rahmen der Fahndung konnten die Beamten den Verdächtigen festnehmen.

Tatverdächtiger war vorbestraft

Laut Krefelder Staatsanwaltschaft ist der Tatverdächtige Deutscher und vorbestraft, allerdings nicht einschlägig. Es soll sich bei den Delikten aus der Vergangenheit also um andere Bereiche handeln. Weitere Angaben dazu machte die Staatsanwaltschaft aber nicht.

Krefelder Polizei verstärkt Präsenz

Trotz der Festnahme ist die Verunsicherung bei vielen Eltern groß. An den beiden Schulen sind Polizisten im Einsatz und die Gebäude dürfen nur nach vorheriger Anmeldung betreten werden. Gleichzeitig wird auch in den umliegenden Stadtvierteln verstärkt Streife gefahren. Die Polizei betont aber, dass es keine konkrete Bedrohungslage gebe.

In einem ersten Schritt haben die Krefelder Schulen mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit zu erhöhen. In einer Mail an die Elternschaft einer Grundschule hieß es zum Beispiel, die Aufsichten durch Lehrer würden umfangreich verstärkt, Kinder dürften nur noch zu zweit auf die Toilette gehen.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller zeigte sich erschüttert über die Vorfälle. "Wer sein Kind morgens in die Schule gibt, erwartet zu Recht, dass es dort gut aufgehoben ist. Meine Gedanken sind bei den Kindern und ihren Familien. Und ich wünsche Ihnen eine baldige Genesung."

Reul: "Können Schulen nicht komplett einzäunen"

Das Foto zeigt Herbert Reul, Innenminister von NRW, in einem Interview

Technische Mittel könnten helfen, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

Zu den Vorfällen äußerte sich auch NRW-Innenminister Reul gegenüber dem WDR. Es sei ein erschreckender Vorfall, den es so noch nicht gegeben habe, sagte er. "Es besorgt mich sehr, dass so etwas an Schulen, die ein Schutzraum für Kinder sind, passiert."

Man müsse jetzt überlegen, wie man Schülerinnen und Schüler in Zukunft in der Schule besser schützen könne. Aber: "Wir können ja nicht Schulen zu kleinen Gefängnissen machen", sagte er. Grundsätzlich seien Schulen auch nicht von außen offen zugänglich - und es sei Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern, die Kinder zu schützen.

"Das ist, glaube ich, im normalen Alltag in Pausen auf Schulhöfen auch realisierbar", sagt Reul. Dennoch kann der Innenminister sich vorstellen, dass künftig technische Hilfsmittel wie Videoüberwachung eingesetzt werden, auch zur Abschreckung möglicher Täter.

Auch einfache Maßnahmen können Sicherheit stärken

Bis ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet ist, wird es dauern. Es gebe aber auch leicht umsetzbare und zugleich effektive Maßnahmen, sagt Ayla Celik, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW.

"Auch sehr einfache Maßnahmen können die Sicherheit stärken, etwa wenn man Schülerinnen und Schüler nicht alleine, sondern zu zweit zu den Toiletten gehen lässt". Aber auch über Türschlösser und Zugangscodes könne nachgedacht werden, wie es bei vielen Kindertagesstätten bereits der Fall sei.

Polizei ermittelt zu weiterem Fall in Mönchengladbach

Einen ähnlichen Vorfall soll es in Mönchengladbach bereits am vergangenen Freitag gegeben haben: wie die Polizei an diesem Donnerstag mitteilte, habe eine zwölfjährige Schülerin einer weiterführenden Schule in Rheindahlen von einem unbekannten Mann berichtet, der sie in dem Vorraum einer Toilette sexuell belästigt habe.

Die Beamten nahmen umgehend Ermittlungen auf und leiteten ein Strafverfahren ein. Ein etwaiger Zusammenhang mit den Vorfällen an den Krefelder Schulen ist laut Polizei nach aktuellem Ermittlungsstand nicht erkennbar.

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Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichtet der WDR am 21.11.2024 auch im WDR Fernsehen in der Aktuellen Stunde.