Gaffer behindern Rettungseinsatz
Aktuelle Stunde . 07.03.2024. UT. Verfügbar bis 07.03.2026. WDR. Von Michael Jung.
Gaffer behindern Ersthelfer bei Unfall in Kleve
Stand: 07.03.2024, 18:30 Uhr
Ein Quad-Fahrer verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug, rast gegen einen Baum und stirbt. Die Ersthelfer werden von Gaffern bedrängt, die die Wiederbelebungsversuche aus nächster Nähe filmen.
Von Michael Jung
Es hat selbst erfahrene Polizisten fassungslos gemacht, was da gestern Abend in Kleve am Niederrhein passiert ist: Nachdem ein Quad-Fahrer vor einen Baum gerast ist, drängen sich Gaffer mit ihren Handys neben die Ersthelfer und filmen den Wiederbelebungsversuch.
Auch die Polizei sieht sich zahlreichen Schaulustigen gegenüber. Selbst aus Fenstern heraus hätten Anwohner gefilmt, berichtet Polizeisprecher Stefan Sparberg.
Er selbst habe mehrere Menschen zurechtgewiesen: "Wollt Ihr, dass Eure Freunde und Verwandte oder Ihr selbst in so einer Lage gefilmt werden?"
Schließlich ruft die Polizei die Feuerwehr um Hilfe. Die sperrt den Unglücksort weiträumig ab. Trotzdem hätten Menschen sogar zwischen den Fahrzeugen hindurch weiter versucht, Bilder zu machen.
Für die Ersthelfer sehr belastend
Polizeisprecher Stefan Sparberg
Für das Paar, das noch vor dem Notarzt Erste Hilfe leistete, seien die Gaffer sehr belastend gewesen. "Die beiden sind medizinisch vorgebildet – mit der Reanimation selbst kamen sie nach eigener Auskunft klar", sagt Polizeisprecher Sparberg. Doch das die Frau Filmende zurückdrängen musste, während ihr Freund sich um den Sterbenden kümmerte, habe die beiden sehr erschüttert. Den 48-jährigen Quad-Fahrer können sie am Ende nicht retten.
Heute sind in Kleve viele Menschen bestürzt über das, was da am Unfallort passiert ist. "Abartig! Sowas macht man nicht!", sagt eine Passantin. "Natürlich guckt man im ersten Moment automatisch hin", sagt eine andere, "aber dann das Handy zücken – das geht gar nicht!" Eine Dritte ergänzt: "Schon aus Respekt dem Opfer gegenüber."
Handygaffern drohen Haftstrafen
Der Klever Polizei ist heute wichtig: Für Gaffer können Handyaufnahmen harte Konsequenzen haben. "Wer hilflose Personen fotografiert oder filmt, dem drohen bis zu zwei Jahre Haft", sagt Stefan Sparberg. Und das Handy werde beschlagnahmt.
Unsere Quellen:
- Polizei Kleve
- Ersthelfer
Wir berichten am 7.3. auch in der Lokalzeit aus Duisburg und wdr aktuell über dieses Thema.