Versuchter Mord in 13 Fällen – im Prozess um die Explosion eines Hauses in Eschweiler wird das Urteil erwartet

Versuchter Mord in 13 Fällen: Lebenslange Haftstrafen nach Haus-Explosion in Eschweiler

Stand: 16.01.2024, 19:08 Uhr

Nach der schweren Explosion eines Wohn- und Geschäftshauses in Eschweiler im März des vergangenen Jahres sind zwei Männer zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Ein 56-Jähriger und sein 22 Jahre alter Sohn wurden unter anderem wegen versuchten Mordes in neun Fällen für schuldig befunden.

Von Ingo Wagner

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden gemeinsam den Plan gefasst hatten, in ihrem schlecht laufenden Bekleidungsgeschäft Feuer zu legen, um die Versicherungssumme zu kassieren.

20 Liter Benzin und Diesel vergossen

Der Sohn hatte im Verlauf des Prozesses zugegeben, in dem Geschäft am 30. März des vergangenen Jahres rund 20 Liter Benzin und Diesel verteilt und anschließend mehrere Textilien angezündet zu haben. Sein Vater hatte immer abgestritten, mit dem Brand irgendetwas zu tun zu haben. Das glaubte ihm das Gericht aber nicht. Der Angeklagte hatte bereits früher versucht, Versicherungen zu betrügen. In einem Fall hatte er zum Beispiel seinen Wagen angezündet, um die Versicherungssumme zu kassieren. Außerdem hatte ein Zeuge gesehen, wie er am Tag, an dem es zu der Explosion kam, Behälter in das Ladenlokal brachte. In diesen Behältern befanden sich nach Überzeugung des Gerichts Benzin und Diesel, die bei der Brandstiftung benutzt wurden.

Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben der Bewohner

Den beiden Angeklagten bescheinigte das Gericht, dass ihnen die „Gefahr für Leib und Leben der Menschen in dem Haus“ völlig gleichgültig gewesen wäre. Auch das spielte bei der Verhängung der lebenslänglichen Freiheitsstrafen eine Rolle.

Zahlreiche Verletzte

Die Explosion des Gebäudes war damals in der ganzen Eschweiler Innenstadt zu hören. 15 Menschen wurden verletzt, vier davon lebensgefährlich. Viele mussten monatelang im Krankenhaus behandelt werden, darunter auch ein Baby. Das Haus, in dem sich das Ladenlokal befand, wurde weitgehend zerstört. Aber auch die Gebäude und Autos, die in der Umgebung abgestellt waren, wurden durch die heftige Explosion erheblich beschädigt. Der Sachschaden betrug rund 2,3 Millionen Euro. 

In seinem Urteil merkte der Richter an, dass die beiden Angeklagten durch ihre Tat das Leben von zwei Familien zerstört hätten.

Hohe Freiheitsstrafen gefordert

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer von einer menschenverachtenden Gesinnung der beiden Angeklagten gesprochen. Es sei ihnen gleichgültig gewesen, wie viele Menschen bei der Explosion ums Leben kamen, oder schwer verletzt wurden.

Versuchter Mord in 13 Fällen – im Prozess um die Explosion eines Hauses in Eschweiler wird das Urteil erwartet

Das Haus wurde bei der Explosion weitgehend zerstört

Sie hatte daher für beide Angeklagte eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert.

Verteidigung wollte deutlich milderes Urteil

Die Verteidigung war sehr weit von der Auffassung der Staatsanwaltschaft entfernt. Nach Meinung seiner Anwälte war der 22 Jahre alte Angeklagte nicht in der Lage zu erkennen, dass die Brandbeschleuniger, die er im Haus verteilt hatte, eine so verheerende Explosion auslösen konnten. Sie forderten daher für ihren Mandanten eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten.

Für den 56 Jahre alten Vater hat dessen Verteidiger einen Freispruch gefordert. Der Prozess habe keinen Beweis dafür erbracht, dass sein Mandant an der Tat überhaupt beteiligt war, so seine Begründung. 

Über dieses Thema berichtet der WDR am 16.01.2023 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Aachen und im Radio auf WDR 2. 

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter
  • dpa