Der Angeklagte steht hinter einer Glasscheibe im Gericht.

Düsseldorf: Türkischer Agent bekommt Bewährungsstrafe

Stand: 14.07.2022, 14:34 Uhr

Rund zehn Monate nach der spektakulären Festnahme eines Agenten aus der Türkei in Düsseldorf hat das Oberlandesgericht den Mann jetzt schuldig gesprochen.

Der Angeklagte hatte schon zu Prozessbeginn gestanden, als Agent für türkische Geheimdienste gearbeitet zu haben. Das Gericht hatte dem 41-Jährigen für ein Geständnis eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Am Donnerstag hat es dann eine Strafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verhängt – wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und illegalen Besitzes von Munition.

Angeklagter wollte wohl Macht

Der Mann erzählte bei seinem Geständnis im Juni auch, wie er zum Informanten geworden sei: Nach dem Kauf eines Hotels im türkischen Ankara hätten ihn die Verkäufer zunehmend unter Druck gesetzt, das Hotel wieder zu verkaufen. Durch seinen Anwalt habe sich herausgestellt, dass er an Menschen mit Macht und Einfluss geraten sei. Das ließ in ihm den Wunsch reifen, zum Geheimdienst zu wollen.

Informationen über Erdoğan-Gegner gesammelt

Der 41-jährige Türke hat in Deutschland Informationen über Unterstützer der PKK sowie der Gülen-Bewegung gesammelt. Sowohl die kurdische Arbeiterpartei als auch die Bewegung um den im Exil in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen gelten als Feinde des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Seit dem Putschversuch in der Türkei im Jahr 2016 geht der Präsident besonders hart gegen die Anhänger der Gülen-Bewegung vor.

Die gesammelten Informationen über die mutmaßlichen Gülen-Anhänger habe der Verurteilte an zwei türkische Geheimdienste weitergeleitet, so das Gericht.

Hotelmitarbeiter sieht Pistole und ruft Polizei

Der Mann war Mitte September 2021 bei einem Großeinsatz der Polizei von Spezialkräften in einem Düsseldorfer Hotel festgenommen worden. Er trug in dem Hotel deutlich sichtbar eine Schreckschusspistole. Ein Mitarbeiter rief deshalb die Polizei.

Das Gebiet um das Hotel wurde großräumig abgesperrt, die Polizei rückte auch mit einem Panzerwagen an. Zwischenzeitlich stand die Gefahr eines Terroranschlags im Raum.

Liste mit Gülen-Anhängern

Bei den Durchsuchungen stießen die Ermittelnden im Hotelzimmer des Angeklagten auf eine Liste mit Informationen über Anhänger der Gülen-Bewegung und auch auf Munition für eine Maschinenpistole.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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