Beim Treffen der Düsseldorfer Jonges steht ein rot-weißer Wimpel der Tischgemeinschaft auf dem Tisch

Reine Männervereine unter Druck: Auch Düsseldorfer Jonges diskutieren Frauenfrage

Stand: 23.12.2022, 15:05 Uhr

Per Umfrage hat sich jetzt auch Europas größter Männer-Heimatverein "Düsseldorfer Jonges" ein Stimmungsbild zur Frage verschafft, ob auch Frauen Mitglieder werden können sollten. Jeder vierte "Jonges" lehnt das ab, es gibt aber auch prominente Fürsprecher.

Für viele Menschen fühlt es sich im 21. Jahrhundert wie aus der Zeit gefallen an: Europas größter Heimatverein "Düsseldorfer Jonges" mit mehr als 3.300 Mitgliedern nimmt auch 90 Jahre nach seiner Gründung nur Männer auf. Aber immer wieder keimt die Diskussion auf, ob es nicht auch Frauen Mitglieder erlaubt sein sollte, Mitglied zu werden.

Bei einer internen Online-Umfrage mit dem Titel "Was ist Trumpf? Bube oder Bube mit Dame" hat der Vorstand jetzt seine Mitglieder gefragt, wie sie zur Frauenfrage stehen: offenbar gespalten.

Noch viel Überzeugungsarbeit nötig

Nur die Hälfte der Mitglieder - also rund 1.600 Männer - hat sich an der Online-Umfrage beteiligt. Davon lehnt gut ein Viertel die Aufnahme von Frauen strikt ab. Um die 90 Jahre alte Satzung zu ändern, wird eine dreiviertel Mehrheit benötigt. Da ist also noch viel Überzeugungsarbeit notwendig, sagt auch Jonges-Chef Wolfgang Rolshoven auf WDR-Anfrage.

Reiner Männerverein nicht mehr zeitgemäß

Rolshoven spricht sich neuerdings dafür aus, in Zukunft auch Frauen aufzunehmen. Ein reiner Männerverein sei nicht mehr zeitgemäß, hat der langjährige Baas der Düsseldorfer Jonges dazugelernt. Außerdem könne die wirtschaftliche Unterstützung von Firmen wegbrechen, die Wert auf Diversität legen, befürchtet Rolshoven.

Und was ist mit Männern in Frauenvereinen?

Im Januar erst hatte sich Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller kritisch dazu geäußert, dass die Jonges weiter keine Frauen aufnehmen wollen. Keller sprach damals sogar von Diskriminierung. Rolshoven war dem entschieden entgegengetreten und verwies auf weibliche Referentinnen und weibliche Ehrengäste, die gerne kämen. Den Vorwurf der Diskriminierung, "den können wir so nicht stehen lassen", so Rolshoven damals. Außerdem stellte er die Frage in den Raum, was denn mit reinen Frauenvereinen sei wie dem einflussreichen Düsseldorfer "Venetienclub".

Neusser Schützen ernten Shitstorm für Frauen-Ablehnung

Mit der Frauenfrage sind die Düsseldorfer Jonges nicht allein. Auch der Neusser Bürger-Schützen-Verein hat erst vor Kurzem darüber debattiert, ob Frauen vollwertige Mitglieder werden sollten. In einer Abstimmung war die Mehrheit dagegen, es folgte bundesweite Kritik. Sowohl Jonges als auch Schützen müssen jetzt fürchten, dass Sponsoren sich abwenden.