Solinger Schulleiterin hört auf: "Job ist nicht mehr verantwortbar"

Lokalzeit Bergisches Land 22.11.2024 03:04 Min. Verfügbar bis 22.11.2026 WDR

Solinger Schulleiterin hört auf: "Job ist nicht mehr verantwortbar"

Stand: 25.11.2024, 12:24 Uhr

Die Solingerin Susanne Baratti hat ihren Beamtenjob an einer Förderschule aufgegeben - jetzt kritisiert sie das System.

Von René Rabenschlag

Eine Schulleiterin aus Solingen kündigt ihre sichere, verbeamtete Stelle: Nach 24 Jahren im Dienst hat Susanne Baratti aufgegeben, weil sie sagt, dass sie mit gutem Gewissen ihren Job nicht mehr weiter machen könnte. Sie hat an einer Förderschule gearbeitet und sagt, dass die Inklusion dort völlig gescheitert sei.

Susanne Baratti war zehn Jahre die Chefin an der Erika-Rothstein-Schule in Solingen. Doch sie hat den Schuldienst quittiert. Zum Abschied sind 50 ihrer Lehrer-Kollegen gekommen. Mit den vorgesetzten Behörden dagegen hat sie sich regelmäßig angelegt. Ihre gesamte Kritik hat sie in einem sechsseitigen offenen Brief formuliert.

Wiederholt unter Druck gesetzt

Auf dem Foto ist ein graues Schulgebäude.

Die Erika-Rothstein-Schule in Solingen.

Sie habe immer Lösungen finden wollen: Lehrermangel, zu große Klassen, schlechte räumliche Situation – all das habe sie regelmäßig angesprochen, doch Susanne Baratti sagt: "Es war mir persönlich nicht möglich, Dienstanweisungen von Vorgesetzten umzusetzen, die in meiner Wahrnehmung nicht dem Wohle der mir anvertrauten Schulgemeinde dienten. Auch war es mir immer wichtig, die Schulaufsicht und den Schulträger über alle Belange, auch Gefährdungspotentiale zu informieren. Ich bin aus diesem Grund wiederholt mit sehr viel Druck konfrontiert worden."

Fünf Umzüge in fünf Jahren

Die Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler mit besonderen Förderbedarfen sei ihr zu groß geworden. Die Erika-Rothstein-Schule ist auf drei Standorte im Stadtgebiet von Solingen verteilt. Als Leitung sei sie immer hin und her gehetzt und habe Konflikte oft nicht lösen können.

Einmal habe es eine Massenschlägerei auf dem Schulhof gegeben. Die sei vermeidbar gewesen – mit besserer Betreuung. Für die 49-Jährige war das ein Schlüsselmoment. Jetzt arbeitet sie in der Schweiz. Dort gebe es deutlich bessere Bedingungen. In Deutschland will Susanne Baratti als Coach für Verbesserungen im Bildungssystem kämpfen.

Unsere Quelle:

  • Gespräch mit Susanne Baratti