Zimmer mit Bewohnerin in Frauenhaus Ennepe-Ruhr-Kreis

Häusliche Gewalt: Hilferuf aus dem Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis

Stand: 25.11.2024, 11:55 Uhr

Fast täglich ein Femizid. Frauenhäuser wie das im Ennepe-Ruhr-Kreis sind immens wichtig - doch dort wurde der Mietvertrag gekündigt.

Von Kristin Trüb

Ein Auto fährt vor, zwei Frauen steigen aus. Eine davon ist Miriam Krücke, seit zehn Jahren Mitarbeiterin im Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die andere Frau ist eine neue Bewohnerin. Sie hat zu Hause Gewalt erlebt und fürchtet, ihr Partner könnte sie nicht nur schlagen, sondern sogar töten. Deswegen sucht sie Schutz im Frauenhaus.

Flucht vor Kontrolle, Übergriffe und Folter

Miriam Krücke, Frauenhaus Ennepe-Ruhr-Kreis

Miriam Krücke, Mitarbeiterin im Frauenhaus Ennepe-Ruhr-Kreis

Miriam Krücke führt die neue Bewohnerin durch die Einrichtung und zeigt ihr ihr Zimmer. "Frauen, die hier ankommen, haben gravierende Gewalt erlebt - körperliche Übergriffe, Kontrolle, Drohungen.

Manche haben Folter erlebt. Viele brechen zusammen, und wir sind da, um zuzuhören und sie in den Arm zu nehmen", erklärt Krücke.

Mietvertrag gekündigt: Unsichere Zukunft für EN-Frauenhaus

Das Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis ist seit Jahren durchgehend ausgelastet. Viele Frauen müssen abgewiesen werden - eine dramatische und lebensbedrohliche Situation für akut gefährdete Frauen.

Die Lage könnte sich sogar noch verschärfen, denn der Mietvertrag für das Haus ist gekündigt. Das Gebäude ist marode, es sei mittelfristig nicht mehr nutzbar, so der Kreis in einer Ausschussvorlage aus dem Frühjahr. Bis Ende 2025 muss das Gebäude nun geräumt werden.

Sicheres Gebäude gesucht

Eine neue Immobilie zu finden, die allen Sicherheitskriterien entspricht und finanzierbar ist, gestaltet sich schwierig. Marion Steffens, Leiterin der Einrichtung, erklärt die Anforderungen:

Marion Steffens, Leitung Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis

Marion Steffens, Leitung Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis

„Sie muss so gelegen sein, dass einerseits Infrastruktur gut zu erreichen ist, also Kindergärten, Schule, Einkaufsmöglichkeiten, und auf der anderen Seite muss sie so gelegen sein, dass nicht jeder sofort erkennt, dass es ein Frauenhaus ist, dass Zugänge gesichert sind, dass das ganze Anwesen gesichert ist.“

Hohe Kosten erschweren Zugang zum Frauenhaus

Die Immobiliensuche ist nur eines von vielen Problemen. Es fehle an allem, vor allem aber an finanzieller Unterstützung. Zum Beispiel für die Unterbringung im Frauenhaus.

Mit einem Tagessatz von 54,19 Euro pro Person im Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis summieren sich die Kosten schnell. Für eine Frau mit zwei Kindern können in einem Monat fast 5000 Euro anfallen - Kosten, die zunächst die Frau selbst tragen muss.

Leiterin: Zugang weiter schwierig

Marion Steffens wünscht sich eine vom Einzelfall unabhängige Finanzierung, damit alle Frauen ohne Hürden Zugang zum Frauenhaus haben. Davon ist man noch weit entfernt.

Steffens und ihr Team hoffen, bald eine geeignete Immobilie zu finden, in der sie mehr Frauen als bisher unterbringen können. Denn das ist dringend nötig.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Frauenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis

Über dieses Thema berichten wir auch am 25.11.2024 im WDR Fernsehen und im Radio auf WDR 2 in der Lokalzeit.