Currenta darf Löschwasser in den Rhein leiten
Stand: 09.01.2023, 12:03 Uhr
Knapp 18 Monate nach der Explosion in der Sonderabfallverbrennungsanlage Leverkusen darf der Chemieparkbetreiber Currenta 20 Millionen Liter verunreinigtes Wasser im Rhein entsorgen. Allerdings muss das Gemisch aus Löschwasser und Abwasser aus dem Chemiepark in Leverkusen zuvor mit Aktivkohle gefiltert werden.
Von Oliver Köhler
Die Kölner Bezirksregierung hat dem Chemieparkbetreiber die Einleitung der 20 Millionen Liter unter strengen Auflagen genehmigt. Zunächst muss Currenta das Wassergemisch mit einem zweistufigen Aktivkohlefiltersystem reinigen.
Versuche mit Aktivkohlefiltern hatten laut Bezirksregierung ergeben, dass die besonders umweltschädlichen Stoffe Clothianidin und Capstone B zu mehr als 99 Prozent aus dem Wasser herausgefiltert werden können.
Strenge Kontrollen
Currenta müsse sicherstellen, dass die Aktivkohle in den Filtern regelmäßig erneuert wird. Um zu prüfen, ob die Filter funktionieren, solle die Menge von Clothianidin und Capstone B im gefilterten Wasser zwei Mal täglich geprüft werden.
Erst nach der Reinigung mit Aktivkohle darf Currenta das Löschwasser-Abwasser-Gemisch in die Kläranlage in Leverkusen-Bürrig pumpen. Dort werden die 20 Millionen Liter wie gewöhnliches Abwasser unter anderem mit Bakterien behandelt. Am Ende fließt das Löschwasser in den Rhein.
Laut Kölner Bezirksregierung ist damit "die schadlose Beseitigung der Abwässer aus dem Explosionsereignis sichergestellt".
Einleitung ist kleineres Übel
"Offenbar haben Bezirksregierung und Currenta nach dem Desaster mit dem Löschwasser im Juli 2021 gelernt", sagt Paul Kröfges, der Wasserexperte des BUND dem WDR. Nach der Explosion der Sonderabfallverbrennungsanlage vor einundeinhalb Jahren habe es so gut wie keine Sicherheitsvorkehrungen für das extrem umweltschädliche Insektengift Clothianidin und für das hochproblematische Löschmittel Capstone B gegeben. "Das Löschwasser nach Reinigung mit Aktivkohle in den Rhein zu leiten, ist allerdings nur das kleinere Übel", sagt BUND-Experte Kröfges. Eine andere Möglichkeit wäre die Behandlung des Wassers in einer Verbrennungsanlage. Das schädige die Umwelt aber noch stärker.
"Currenta muss auf dem Fall dringend eine weitere Konsequenz ziehen", fordert Kröfges. "Künftig darf im Chempark kein Löschschaum mehr verwendet werden, der gefährliche Stoffe wie Capstone B enthält. Dafür gibt es Ersatz, der nicht die Umwelt schädigt."
Die Kölner Bezirksregierung bereitet nach eigenen Angaben bereits eine weitere Einleitungserlaubnis für Löschwasser des Chemieparks in den Rhein vor. Dabei sollen voraussichtlich die gleichen Sicherheitsmaßnahmen gelten wie für die 20 Millionen Liter.
Über dieses Thema berichtet die WDR Lokalzeit aus Köln am 09.01.2023 auch im WDR-Fernsehen und im Hörfunk auf WDR 2.