Sexueller Missbrauch in der evangelischen Kirche: Opfer im Bergischen
Lokalzeit Bergisches Land. 29.11.2024. 04:53 Min.. Verfügbar bis 29.11.2026. WDR. Von Silvia Pauli.
Missbrauch: Evangelische Kirche in Wuppertal will Personalakten prüfen
Stand: 02.12.2024, 20:55 Uhr
Im evangelischen Kirchenkreisarchiv in Wuppertal werden alle Personalakten auf Hinweise sexualisierter Gewalt durchsucht. Tauchen solche Indizien in den Akten auf, werden die Fälle genauer untersucht.
Im Wuppertaler Kirchenarchiv befinden sich zigtausende Akten. Hierdurch forsten zukünftig externe Fachkräfte die Personalakten von allen Angestellten der Kirche.
Superintendentin Ilka Federschmidt ist dafür verantwortlich, dass bei dieser Detektivarbeit die festgelegten Regeln genau eingehalten werden. Es geht um alle Abstufungen sexualisierter Gewalt, auch um grenzverletzendes Verhalten.
Superintendentin Ilka Federschmidt
"Es kann sein, dass wir einen Schriftverkehr finden, wo etwa ein Jugendleiter ermahnt wurde, doch bitte die Mädchen in der Gruppenstunde nicht auf seinen Schoß zu nehmen. War der naiv, oder war da auch noch etwas anderes als auf den Schoß nehmen? Dem muss man auf jeden Fall nachgehen", erklärt Ilka Federschmidt.
Fälle werden genauer untersucht
Tauchen solche Indizien in den Akten auf, werden die Fälle genauer untersucht. "Da, wo wir Hinweise finden, geht es an unser Landeskirchenamt in Düsseldorf, die das aber auch nicht selbst weiter bearbeiten, sondern unabhängige Staatsanwälte", sagt die Superintendentin. Zu möglichen Opfern will die Kirche dann auf jeden Fall Kontakt aufnehmen.
"Vielen, sofern ich das weiß, ist wichtig, dass es überhaupt ein Schuldeingeständnis gibt, dass überhaupt gezeigt wird, wir nehmen wahr, was hier passiert und das hat euer Leben ruiniert oder zumindest schwer schädlich geprägt. Da geht es erst mal, glaube ich, um die Wahrnehmung und dann muss man gucken, ob es noch andere Konsequenzen geben kann."
Hohe Dunkelziffer vermutet
Alle Personalakten im Wuppertaler Kirchenarchiv werden auf Hinweise sexualisierter Gewalt durchsucht
Die evangelische Kirche geht bei der Zahl von Opfern von einer hohen Dunkelziffer aus. Aus den Wuppertaler Gemeinden haben sich bislang nur wenige bei der Kirche gemeldet.
"Es gibt Betroffene, die vertrauen Kirche überhaupt nicht mehr und würden sich auch nicht mehr bei uns melden, das wissen wir", sagt Ilka Federschmidt. "Es gibt solche, die haben mit dem Thema nicht abgeschlossen, aber sagen, ich lebe damit, ich brauche das jetzt nicht mehr. Es gibt vielleicht andere, die auch Angst haben oder es verdrängen. Es gibt eine Schamgrenze, denke ich, immer noch, auch Jahrzehnte später", vermutet die Superintendentin. Bis heute ist sexueller Missbrauch in der Kirche oft ein großes Tabu.
Unsere Quellen:
- Evangelischer Kirchenkreis Wuppertal
- WDR-Reporterin vor Ort