Flut-Opfer Franky Neufeld aus Bad Neuenahr-Ahrweiler

Lange vermisstes Flut-Opfer Franky ist tot

Stand: 15.11.2023, 06:00 Uhr

Mitte Oktober haben Helfer beim Müllsammeln an der Ahr Knochenteile gefunden. Jetzt ist klar: Es sind die sterblichen Überreste vom damals 22-jährigen Franky Neufeld aus Bad Neuenahr, eines der beiden letzten Vermissten der Flut. 

Von Marius Reichert

Die freiwilligen Helfer treffen sich an diesem Sonntag bereits ganz früh, wollen das Ahrufer von Müll befreien. Es ist ein schwer zugänglicher Bereich in einem Naturschutzgebiet, das bei der Flut überschwemmt wurde. Plötzlich findet eine der Helferinnen einen Schädel mit Unterkiefer, einzelne Skelett-Teile. Die Gruppe informiert die Polizei.

Die Beamten hätten die Knochen mitgenommen, heißt es. Eigenen Angaben zufolge haben die Helfer später aber noch weitere Knochenteile geborgen, bevor Spezialkräfte der Polizei das Gebiet intensiv abgesucht haben.

Skelett-Teile stammen von Flut-Opfer Franky 

Wochen später erhält Harry Neufeld aus Alfter bei Bonn einen Anruf. Die Polizei teilt ihm mit: Bei den gefundenen Knochenteilen handelt es sich um die sterblichen Überreste seines Bruders Franky, der seit der Flut als vermisst galt. "Es war ein beklemmendes Gefühl," beschreibt er den Moment des Anrufs. "Aber jetzt haben wir endlich Gewissheit, und Franky kann neben seinen Eltern beerdigt werden."

Flut-Opfer Franky wurde identifiziert

06:50 Min. Verfügbar bis 16.11.2025


Zuletzt hatte Harry darum gekämpft, dass sein Bruder für tot erklärt wird. Das ist in Deutschland bei jungen Vermissten mit hohen Hürden verbunden. Immer wieder war es dabei zu Verzögerungen gekommen. 

Letztes Lebenszeichen: Ein WhatsApp-Video

Mehr als zwei Jahre fehlte vom damals 22-jährigen Franky Neufeld jede Spur. In der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 sendet er Freunden und Bekannten um kurz vor Mitternacht noch ein Video per WhatsApp. Darin zu sehen: Kleine Wellen, die über die Terrasse seines Elternhauses schwappen.

Später erreichen mehrere Flutwellen das Haus, reißen ihn und seine Eltern Hans und Ella mit. Sie hatten vermutlich noch versucht, einen nahegelegenen Hügel zu erreichen. Tage später werden die Leichen der Eltern gefunden, nur Franky bleibt vermisst - bis zum 15. Oktober 2023. 

Beerdigung im engsten Familienkreis

Einer der zuständigen Ermittler im Vermisstenfall "Franky Neufeld“ zeigte sich überrascht von dem Fund. "Ich ging davon aus, dass Franky über den Rhein in die Nordsee gespült wurde“, sagt Markus Hilger von der Kripo Mayen. Im Bereich des Fundortes hätte die Polizei damals umfangreiche Suchmaßnahmen mit Hundertschaften, Hubschraubern und Spürhunden eingeleitet - allerdings ohne Erfolg. 

Flut-Opfer Franky Neufeld aus Bad Neuenahr-Ahrweiler

Flut-Opfer Franky Neufeld aus Bad Neuenahr-Ahrweiler

Harry Neufeld macht der Polizei keinen Vorwurf. Er sagt: "Es ändert nichts, wenn man jetzt fragt: Was wäre wenn gewesen.“ Diese Woche will die Familie Franky, der nur 22 Jahre alt wurde, im engsten Kreis beerdigen. 

In der Flutnacht starben allein im Ahrtal 135 Menschen. Immer noch vermisst wird ein 60-Jähriger aus Kreuzberg im Ahrtal. Von ihm fehlt bis heute jede Spur.

Über dieses Thema berichten wir am 15.11.2023 unter anderem im WDR-Hörfunk, im Mittagsecho ab 13 Uhr auf WDR5.

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