Neue Windräder: NRW im Ländervergleich im ersten Halbjahr auf Platz 1

Stand: 18.07.2024, 18:17 Uhr

Das Ausbautempo bei der Windenergie nimmt in NRW weiter zu, entgegen dem Bundestrend. Dennoch reiche das Tempo nicht, moniert die Landtags-Opposition.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

Im ersten Halbjahr 2024 sind in Nordrhein-Westfalen im Bundesländer-Vergleich die meisten Windräder neu aufgestellt worden. Das geht aus vorläufigen Zahlen hervor, die die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) am Vormittag vorstellte. Demnach wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres in NRW 61 Windräder neu errichtet.

61 neue Windräder im ersten Halbjahr

Auf den weiteren Plätzen folgen Niedersachsen (53 neue Windräder) und Schleswig-Holstein (49). Es ist das erste Mal, seit CDU und Grüne das Land regieren, dass NRW in dieser Statistik auf Platz eins liegt.

Schlusslichter unter den Flächenländern sind Thüringen und das Saarland, wo kein neues Windrad aufgestellt wurde. Die Zahlen sind vorläufig (Stichtag 11. Juli) und können sich bis Ende des Monats aufgrund von Nachmeldungen noch geringfügig ändern.

Zuwachs entgegen dem Bundestrend

Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, dass in NRW das Ausbautempo bei der Windenergie zunimmt: In den ersten sechs Monaten 2024 wurden hier 43 Prozent mehr Leistung installiert als im gleichen Zeitraum in 2023. Bundesweit zeigt der Trend in die andere Richtung: Rechnet man alle Länder zusammen, so kommt man im ersten Halbjahr 2024 auf einen 18 Prozent niedrigeren Zubau als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt waren in NRW zum Ende des ersten Halbjahres 3.644 Windräder in Betrieb.

Tempo reicht weiter nicht für Ziele

Die schwarz-grüne NRW-Regierung hatte bei Amtsantritt in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, dass bis zum Ende der Legislaturperiode "mindestens 1.000 zusätzliche Windenergieanlagen in unserem Land entstehen". Das entspricht durchschnittlich 200 neuen Windrädern pro Jahr. Dieses Tempo wurde in den gut zwei Jahren, in denen CDU und Grüne regieren, noch nie erreicht. Sollte sich das Ausbautempo aus dem ersten Halbjahr fortsetzen, wird dieser Wert auch für 2024 verfehlt.

"Der Windenergieausbau in NRW nimmt wie erwartet weiter Fahrt auf, dennoch ist die Landesregierung weiterhin gefordert, um die eigenen Ausbauziele in dieser Legislaturperiode zu erreichen", hieß es angesichts der neuen Zahlen in einer Stellungnahme des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW). Er vertritt die Interessen der Unternehmen, die im Sektor der Erneuerbaren Energien tätig sind.

Einen Ausblick auf die künftige Dynamik gibt die Zahl der genehmigten Windräder - diese können in den nächsten Jahren ans Netz gehen. Im ersten Halbjahr wurde in NRW der Bau von 225 neuen Windrädern von den zuständigen Behörden genehmigt. Auch hier ist Nordrhein-Westfalen im Vergleich der Bundesländer an der Spitze, und auch hier nimmt das Tempo zu: Im ersten Halbjahr 2023 waren noch 176 neue Anlagen genehmigt worden.

Neubaur: "Hoffnung, dass Zubau weiter anzieht"

Wirtschafts- und Energieministerium Mona Neubaur (Grüne) sagte, NRW gehe "beim Ausbau der Windenergie deutschlandweit voran und schafft exzellente Rahmenbedingungen für Erneuerbare Energien". Sie verwies auf das beschlossene Bürgerenergiegesetz und auf Änderungen des Landesplanungsgesetzes, die für die nötige Akzeptanz vor Ort sorgen sollen. Die neuen Zahlen machten Hoffnung, "dass der Zubau auch in den kommenden Monaten weiter anzieht". Dafür habe die Landesregierung kürzlich einen Erlass verabschiedet, der klarstellt, dass der Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Energien vorrangig zu behandeln sind.

Ausbautempo bei Windenergie nimmt in NRW zu

WDR 5 Westblick - aktuell 18.07.2024 04:09 Min. Verfügbar bis 18.07.2025 WDR 5


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Stinka: Regeln des Bundes wirken

Die oppositionelle SPD äußerte sich kritischer: "Die Zahlen zeigen, dass die neuen bundesgesetzlichen Regelungen wirken und nun auch Bundesländer aufholen, in denen der Ausbau der Windkraft bis dato nicht wie eigentlich notwendig unterstützt wurde", teilte André Stinka mit, der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion. Das Verfahren rund um das Landesplanungsgesetz nannte er "völlig missglückt", dadurch drohe "nun eine massive Rechtsunsicherheit sogar bei bereits erteilten Windkraftgenehmigungen."

Der Grund für den Bau der Windräder ist die Klimakrise. Nordrhein-Westfalen hat sich aus diesem Grund gesetzlich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral werden. Ökostrom, der hierzulande vorrangig mit Windrädern und Solarzellen erzeugt wird, soll die fossil erzeugte Elektrizität in den kommenden Jahren daher zunehmend ersetzen.

Über dieses Thema berichtete der WDR am 18.07.2024 auch im Hörfunk in seinen Nachrichten ab 11 Uhr und in der Sendung Westblick auf WDR5 ab 17.04 Uhr.