Ein Kreuz hängt um den Hals eines Erzbischofs

Staat soll mehr zur Aufklärung sexualisierter Gewalt in der Kirche beitragen

Stand: 03.03.2023, 14:53 Uhr

Der Landtag hat mit Expertinnen und Experten diskutiert, ob und wie der Staat sich bei der Aufklärung von Missbrauchstaten von kirchlichen Wüdenträgern einbringen muss. Die SPD-Fraktion fordert das.

Von Uli Spinrath

"Der heilige Mann" - dieser Ausdruck war am Donnerstag bei der Expertenanhörung im Landtag häufig zu hören. Gemeint ist die sakrale Erhöhung von Geistlichen. Nach Ansicht der Fachleute hat sie den Missbrauch in der Kirche begünstigt und die Aufklärung blockiert.

Forderung nach unabhängiger Kommission

Die SPD-Fraktion hatte beantragt, dass der Staat sich mehr bei der Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt in der Kirche einbringen soll, unter anderem in Form einer unabhängigen Kommission. Die Kirche, so meinen die Sozialdemokraten, schaffe es alleine nicht, in dieses dunkle Kapitel Licht zu bringen und zukünftige Taten zuverlässig zu verhindern. Die Anhörung ist Teil des parlamentarischen Prozesses.

Die Verantwortlichen in der Kirche haben es aus eigener Kraft nicht geschafft, die Missbrauchsfälle in ihren Reihen so aufzuklären, wie es aus Sicht der Opfer und der Öffentlichkeit angemessen gewesen wäre. Sie sind ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden. aus dem SPD-Antrag

Der Staat müsse nun im Sinne seines partnerschaftlichen Verhältnisses zur Kirche diese Verantwortung jetzt übernehmen, schreibt die SPD in dem Antrag.

Viele der Fachleute in der Anhörung hielten eine unabhängige Aufklärungskommission, wie sie die SPD fordert, für sinnvoll. Auf Bundesebene gibt es ein vergleichbares Gremium bereits. Die Kirche konzentriere sich zu sehr auf die Prävention solcher Taten und tue zu wenig für die Aufklärung von Missbrauchfällen aus der Vergangenheit. Dabei gehe es auch um die Frage, ob sich heute noch aktive Kirchenvertreter möglicherweise selbst schuldig gemacht hätten, zum Beispiel durch die Vertuschung von Taten.

Betroffene fordern Beteiligung

Im Landtag waren sprachen auch Vertreter der Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Sie forderten, wie mehrere der angehörten Experten, dass sie aktiv an der Aufklärung beteiligt werden. Die SPD fordert darüber hinaus, dass sich Nordrhein-Westfalen im Bundesrat dafür einsetzt, dass eine gesetzliche Grundlage für die Aufklärung von Missbrauchstaten geschaffen wird, damit die Kirche einer potentiellen Aufklärungskommssion Akteneinsicht gewähren muss.

Die Deutsche Bischofskonferenz als katholisches Gremium hatte den Staat um mehr Hilfe bei der Aufklärung gebeten und angekündigt, die eigenen Strukturen in diesem Zusammenhang zu verändern. Unter anderem soll ab dem nächsten Jahr ein sogenannter Expertenrat gebildet werden. Dieser soll aber nicht selbst Aufklärung betreiben, sondern lediglich einmal im Jahr zusammenfassen, wie gut die Kirche selbst der Aufklärung nachkommt.

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