Wann haben Sie das letzte Mal jemanden in den April geschickt? Oder verfolgen Sie am 1. April noch aufmerksamer als sonst die aktuellen Nachrichten, um die eine Scherznachricht zu entdecken, die Ihnen ansonsten ernsthafte Journalisten aus Spaß für einen Tag unterjubeln wollen. Wenn nicht, gehören sie wahrscheinlich zu der Generation, die diese alte Tradition gar nicht mehr auf dem Schirm hat. Während sich früher noch ganze Redaktionen traditionell abstruse Geschichten für den 1. April ausdachten, stirbt der kleine Frühlingsscherz im Schatten von Fakenews und täglichen Skandalgeschichten so langsam aus. Werfen wir also einen nostalgischen Blick zurück:
Aprilscherz: Wie alles begann
Wo die Tradition des Aprilscherzes überhaupt herkommt, ist nicht eindeutig geklärt. Volkskundler sehen mehrere mögliche Ursprünge für die Tradition. So sollen die Römer am 1. April zu Ehren der Venus rauschende Feste gefeiert haben - derbe Scherze inklusive.
Auch das Herumschicken Jesu nach seiner Verhaftung "von Pontius zu Pilatus" soll am 1. April stattgefunden haben. Manche Erklärungsansätze verweisen ins 16. Jahrhundert. So könnte der Augsburger Reichstag von 1530 verantwortlich sein, der eine Reform des Münzwesens zum 1. April beschließt, den Termin dann aber kurzfristig wieder vertagt. Die so genarrten Spekulanten ernten in der Bevölkerung nur Hohn und Spott.
Eine weitere Erklärung ist eine Kalenderreform in Frankreich Mitte des 16. Jahrhunderts. Karl IX. von Frankreich verlegte demnach 1564 den Jahreswechsel vom 1. April auf den 1. Januar. Damit brachte er nicht nur die Tradition durcheinander, am 1. April Geschenke zu verteilen, sondern narrte auch diejenigen, die aus Unwissen weiter am 1. April Neujahr feierten.
Bekannte Scherze zum 1. April
Dienstwürstchen waren ein Scherz der Post
Unternehmen, Medien, Stadtverwaltungen oder andere Institutionen befeuerten den Brauch jahrzehntelang und machten sich einen Spaß daraus. So gilt ein Aprilscherz des britischen Senders BBC im Jahr 1957 als legendär: Ein Nachrichtenfilm berichtet über die Spaghetti-Ernte in der Schweiz. Auch Meldungen über Stehplätze im Flugzeug, die finnische Mondlandung, abgestürzte Ufos, Rauschgiftsuchschweine, Linkshänder-Burger, Dienstwürstchen für Postboten, die Kehrwoche als neues UNESCO-Weltkulturerbe oder selbstfahrende Fahrräder machten in den Folgejahren die Runde.
Der WDR rief 2001 per Pressemitteilung noch die Geruchsinternetseite aus. "Smell you Web" hieß angeblich die patentierte Weltneuheit. Selbst die ehrwürdige Tagesschau versuchte sich 2007 im Aprilscherz und erklärte, dass die Titelmelodie der Hauptausgabe künftig nicht mehr live von einem Orchester gespielt würde, sondern fortan aus der Konserve käme.
Pranks, KI und Fakenews
Und heute - werden täglich irgendwo Scherzvideos hochgeladen oder millionenfach auf Social-Media-Kanälen verbreitet. So genannte Pranks sind durch YouTube und TikTok bekannt geworden. In den Videos wird versucht, die eigenen Freunde, Familienmitglieder oder Fremde durch Streiche zu ärgern.
Fakebild: Papst mit Daunenjacke
Doch nicht nur mit Prank-Videos wollen es Menschen zu zweifelhafter Bekanntheit im Netz bringen. Längst erzeugen täuschend echte, KI-generierte Bilder Aufmerksamkeit, so wie unlängst der Papst in der Daunenjacke oder Putin, der angeblich vor Chinas Präsidenten auf die Knie fällt. Desinformationen fluten das Netz. Regierungen verdächtigen sich gegenseitig, Angst und Hetze mit Falschmeldungen zu schüren. Auch Nachrichtenseiten werden gefälscht, um unwahre Inhalte zu verbreiten.
Wenn der Mini-Skandal untergeht
Und der gute alte Aprilscherz? Der lebe von einem Mini-Skandal im öffentlichen Raum, sagt der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg gegenüber der dpa. Im Internet gebe es in Bezug auf Bilder aber fast keine Skandale mehr, weil fast alles gezeigt werden könne.
Ein weiterer Aspekt für die abnehmende Bedeutung ist laut Hirschfelder die allgemeine Kommerzialisierung der für die Bräuche etablierten Termine: Valentinstag, Halloween oder Weihnachten spielten eine immer größere Rolle. "Dinge, die sich überhaupt nicht kommerzialisieren lassen, verlieren rapide an Bedeutung. Heutige kulturelle Marker brauchen nicht nur eine mediale, sondern eine kommerzielle Komponente. Das fehlt beim 1. April."
Quellen:
- Tagesschau
- Zeitzeichen
- BBC
- Planet Wissen
- dpa