Auf einem Papierschild an einem Baum steht: "Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin: Wir bewundern euren Mut!"

Nach dem Großbrand: Sankt Augustin trauert

Stand: 19.06.2023, 19:51 Uhr

Am Tag nach der Tragödie ringen viele Menschen in Sankt Augustin um die richtigen Worte. Egal, ob Bürgermeister oder Anwohner. Für viele ist es eine Zeit stiller Trauer.

Von Philipp Blanke

Max Leitterstorf (CDU) atmet einmal tief und hörbar durch, als er am Holzpult im Rathaus Sankt Augustin steht. Der Bürgermeister verliest gleich ein vorbereitetes Statement, dass die Geschehnisse des vergangenen Tages einordnen soll. Im holzvertäfelten Raum Pressevertreter aus Stadt, Land und Bund. "Uns hat eine Welle der Solidarität und Anteilnahme aus ganz Deutschland erreicht", beginnt Leitterstorf. Er ergänzt: "Es ist der dunkelste Tag in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin."

Drei Menschen stehen vor einem Redepult.

Bürgermeister Max Leitterstorf (Mitte) und Herbert Maur (rechts) ringen um die richtigen Worte.

Wenn die Freiwillige Feuerwehr in Sankt Augustin-Niederpleis alarmiert wird, dann klingeln bei den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten kleine Funkgeräte. Es ist das Signal, um schnell ins Feuerwehrhaus zu kommen und auszurücken. Auch am Sonntagvormittag passiert das, ein Routineeinsatz. Doch dieser kostete zwei Feuerwehrleuten aus Niederpleis das Leben.

Der Schock sitzt tief

Blumen liegen mit einem schwarzen Trauerflor auf einer Holzbank

Hunderte Blumen haben Trauernde vor dem Feuerwehrhaus abgelegt.

Vor dem Feuerwehrhaus in Niederpleis liegen erste Blumen und Kerzen. Für viele Menschen sitzt der Schock tief. Sie wollen nicht reden oder ihren Namen nicht genannt wissen. Stumm und mit an den Mund gelegten Händen legen sie Blumen nieder. Niederpleis ist ein Ortsteil mit knapp 13.000 Einwohnern. "Jeder kennt hier um die Ecke jeden", erzählt eine ältere Frau, die seit 49 Jahren hier lebt. "Es ist schrecklich", sagt sie, bevor es ihr die Stimme verschlägt. Sie überlegt wiederzukommen, um Kerzen hinzustellen. Eine für jeden.

Albtraum eines Feuerwehrmanns

Die Fahne mit Wappen der Stadt Sankt Augustin hängt mit einem Trauerflor an einem Fahnenmast.

Am Morgen wurde der Trauerflor aufgehängt, die Fahnen auf Halbmast gesetzt.

Vor dem Sankt Augustiner Rathaus hängt die Flagge mit dem Stadtwappen auf Halbmast. Die Stadt hat einen schwarzen Trauerflor dazu gehängt. Herbert Maur steht im Rathaus neben dem Bürgermeister. Er leitet die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin und war Chef der rund 60 Feuerwehrleute in Niederpleis, die ihre Kameraden verloren haben. "Die Feuerwehr ist wie eine Familie. Das ist wie ein Angehöriger, der gestorben ist." Zwischen seinen Sätzen entschuldigt Maur sich, so emotional zu sein. "Ich habe gehofft, dass mir das als Einsatzleiter in meinem Feuerwehrleben nie passiert", sagt er.

Traurige Gewissheit

"Meine Tochter ist mit dem Sohn des einen im Kindergarten gewesen", sagt eine Frau, die gerade mit dem Fahrrad unterwegs ist, um Blumen abzulegen. Sie haben sich aus den Augen verloren, sagte sie. Aber als sie gestern vom Brand hörte, habe sie doch nochmal angerufen und gefragt, ob alles in Ordnung sei. "Dann hab ich heute morgen gehört, was wirklich war. Das tut mir einfach leid für die Kinder, Partner und Eltern", sagt sie.

Botschaften an die Verstorbenen

Auf einem gelben Papierschild an einem Baum steht: "Ihr habt Euer Leben für unsere Sicherheit gegeben! Wir werden immer an Euch denken. Danke"

Die Menschen vor Ort bekunden mit Aktionen wie dieser ihr Beileid.

Ein Teil der Hauptstraße in Sankt Augustin-Niederpleis ist abgesperrt. Der Verkehr wird um die Brandstelle herum geführt, an der jetzt Brandermittler der Polizei die Ursache herausfinden wollen. An einem Baum kurz vor der Absperrung hängt ein handgeschriebenes Schild: "Ihr habt Euer Leben für unsere Sicherheit gelassen! Wir werden immer an Euch denken. Danke."

Spendenkonto für Hinterbliebende

Die Stadt Sankt Augustin hat in Zusammenarbeit mit der Steyler Bank ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen der verunglückten Feuerwehrleute eingerichtet. Die IBAN lautet DE 96 3862 1500 0010 0119 49. Für Fragen aus der Bevölkerung gibt es zudem ein Bürgertelefon der Stadt. Dieses ist zu erreichen unter: 02241 243-547

Trauer um Kameraden

01:08 Min. Verfügbar bis 19.06.2025

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