Julia Roberts und Richard Gere

23. März 1990 - Film-Uraufführung von "Pretty Woman"

Stand: 23.03.2020, 00:00 Uhr

"Entweder man heult mit oder man kotzt", fasst die "Süddeutsche Zeitung" die Meinungen zum Kinofilm "Pretty Woman" zusammen. Seicht, voller Klischees und fern jeder Realität propagiert der Film die Rolle des Märchenprinzen, der die hilflose schöne Frau rettet.

Dennoch heulen die meisten: Nach der Filmpremiere am 23. März 1990 schmachten 42 Millionen Menschen im Kino mit, wenn sich Edward (Richard Gere) und Vivian (Julia Roberts) begegnen. Sie steht am Straßenrand, um Geld für ihre Miete anzuschaffen. Er ist mit dem Sportwagen überfordert, weil schon sein erstes Auto einen Chauffeur hatte.

Film-Uraufführung von "Pretty Woman" (am 23.03.1990)

WDR 2 Stichtag 23.03.2020 04:12 Min. Verfügbar bis 21.03.2030 WDR 2


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Kreditkarte gegen Einsamkeit

Dann steigt sie ein, kommt mit aufs Hotelzimmer und das moderne Aschenputtel-Märchen beginnt. "Ich hab ein besonderes Talent: Ich gerate immer in komplizierte Beziehungen ohne Zukunft", gesteht der frisch getrennte schwerreiche Geschäftsmann seiner Zufallsbekanntschaft. Und bucht das Mädchen von der Straße gleich eine ganze Woche, damit sie Zeit mit ihm verbringt.

Aus Vivian wird dank Richards Kreditkarte eine perfekt gekleidete Begleitung - egal ob Pferderennen, Abendessen mit Geschäftspartnern oder Oper. Kleider machen eben Leute. Im Gegenzug weicht sie sein kaltes Herz auf und nimmt ihm die Einsamkeit.

Drama über Drogen und Rotlichtmilieu

Die romantische Liebes-Geschichte bedeutet nicht nur Hauptfigur Vivian einen steilen Aufstieg, sondern auch für die bis dahin kaum bekannte Julia Roberts. Sie erhält einen Golden Globe und ist fortan die "Pretty Woman" Hollywoods.

Dabei war die Film-Schnulze ursprünglich als bitteres Drama über die Abgründe des Rotlichtmilieus und Drogenmissbrauchs konzipiert. "Disney kaufte das Skript und mochte die Prämisse sehr gerne, aber nicht den Tonfall. Sie wollten es eher zu einer Fabel machen. Und das taten sie", sagt Richard Gere später.

Happy End statt Rausschmiss aus dem Auto

Man habe das Drehbuch so verändert, dass von der ersten Fassung ungefähr eine Sache gleich geblieben sei, so Julia Roberts: "Nämlich dass ich Vivian heiße und Richard Edward." Das ursprüngliche Ende: Edward schmeißt die Prostituierte Vivian aus dem fahrenden Auto, das Geld schleudert er hinterher.

Hollywood setzt stattdessen auf große Gefühle: Er will ihr ein Leben jenseits des Straßenstrichs finanzieren. Sie lehnt ab, weil sie mehr möchte. Schließlich besinnt sich Edward, überwindet seine Höhenangst und klettert über die Feuerleiter hinauf in ihre Arme.

Und so bleibt das, was einmal als düstere Drogen-Dystopie anfing, bis heute der Inbegriff des modernen Hollywood-Märchens.

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