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Der schwedische Politiker Axel Oxenstierna, der maßgeblich am 30-jährigen Krieg beteiligt war. Gemälde 1626, Öl auf Leinwand, Stockholm Nationalmuseum.

16. Juni 1583 – Geburtstag des schwedischen Politikers Axel Oxenstierna

Er macht die Schweden zu den Raufbolden der Ostsee: Axel Oxenstierna lässt seine Truppen im Dreißigjährigen Krieg morden und brandschatzen. Aus seiner Sicht durchaus erfolgreich – Schweden steigt nach Kriegsende zu einer europäischen Großmacht auf.

Geboren wird Axel Oxenstierna am 16. Juni 1583 in eine alte schwedische Adelsfamilie hinein, deren Mitglieder seit Generationen hohe Staatsämter bekleiden. Auch er soll in den Staatsdienst treten und studiert zunächst auf der anderen Seite der Ostsee in Rostock, Wittenberg und Jena. Zurück in Schweden, beruft ihn König Karl IX. zu seinem Kammerjunker.

Reichskanzler mit 28 Jahren

Als der äußerst dynamische Gustav II. Adolf den Thron besteigt, nimmt Oxenstiernas Karriere an Fahrt auf. Der Monarch erkennt das politische und diplomatische Potenzial des jungen Adeligen und macht Oxenstierna mit 28 Jahren zum Reichskanzler – was er mehr als vier Jahrzehnte bleiben wird.

Schwedens Kriegstreiber: Axel Oxenstierna (Geb. am 16.6.1583)

WDR Zeitzeichen 16.06.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 16.06.2099 WDR 5


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"Er war ein geschickter Diplomat, der mit den Gegebenheiten umgehen konnte und auch kompromissfähig war", sagt Alexander Zirr, Historiker und Biograf Oxenstiernas. So habe er in der Regel auch das Bestmögliche für sein Land herausgeholt.

Schweden soll europäische Großmacht werden

Die erste Aufgabe des Reichskanzlers ist, das von Schulden und Kriegen zerrüttete Land zu stabilisieren. Dazu reformiert Oxenstierna die Verwaltung, strafft die Steuererhebung, führt ein Postsystem für die königliche Kommunikation ein – und schafft eine schlagkräftige Armee.

Denn Kanzler und König sind sich einig: Schweden soll zur europäischen Großmacht aufsteigen, wozu das Land eine starke Armee benötigt. Als es 1630 so aussieht, dass die Katholiken den seit 1618 auf dem europäischen Festland tobenden Krieg für sich entscheiden könnten, tritt Schweden in den Krieg ein.

Gustav II. Adolf stirbt bei Lützen

Dabei verläuft die Front längst nicht mehr zwischen Katholiken und Protestanten, es geht auch um Macht und Gebietsansprüche. Gustav II. Adolf kann zwei Jahre lang von Sieg zu Sieg stürmen und avanciert zum evangelischen Erlöser. Dann kommt es im Herbst 1632 zur Schlacht bei Lützen und der schwedische König stirbt im Kampf.

Was nun? Axel Oxenstierna übernimmt für die minderjährige Königstochter Christina die Vormundschaft. Schweden verbündet sich mit Frankreich und gemeinsam lehnen sie den ausgehandelten Prager Frieden von 1635 ab – der Krieg in Mitteleuropa geht weiter. Der Bevölkerung stehen noch einmal 13 Jahre mit Hunger, Krankheit, Tod und Elend bevor: Ein langer Krieg wird zum berüchtigten "Dreißigjährigen Krieg". Söldnerheere plündern und brandschatzen nun noch brutaler und rücksichtsloser in den Dörfern und Städten.

Schreckgespenst Schweden

So ist der schwedischen Reichskanzler mitverantwortlich dafür, dass der Krieg in seine blutigste Phase tritt: Nun gehört es zur Kriegstaktik, ganze Landstriche unbewohnbar zu machen. Noch Jahrhunderte später lernen Kinder, dass man sich vor Oxenstierna, "dem Ochsenstern", in Acht nehmen muss: "Bet, Bübchen, bet, morgen kommt der Schwed, morgen kommt der Ochsenstern, Bübchen, Bübchen, bete gern."

Die Schweden werden zum Schreckgespenst in Europa – und festigen so ihre Verhandlungsmacht beim Friedenskongress in Münster und Osnabrück. Hier kann sich Oxenstriena eine Kriegsentschädigung von fünf Millionen Talern, ganz Vorpommern mit der Odermündung, Teile Mecklenburgs und die Stifte Bremen und Verden sichern. Schweden steht 1638 auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Großmacht für 70 Jahre

Da ist Axel Oxenstierna nach einem Schlaganfall schon gesundheitlich angeschlagen und zieht von Stockholm aus die Fäden. Der Reichskanzler stirbt sechs Jahre nach dem Westfälischen Frieden. Sein Land bleibt 70 Jahre lang Großmacht, dann verliert Schweden die Dominanz im Ostseeraum an Russland.

Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner Wember

Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. Juni 2023 an Axel Oxenstierna. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 17.06.2023: Vor 70 Jahren: Aufstand in Ost-Berlin und der DDR