Abrechnung mit "den Linken" – Bernd Stegemann

Linke Politik verleugnet die Realität und verkauft Probleme als Lösungen. Aus einem scharfsinnigen Analyseinstrument ist moralische Besserwisserei geworden. Sagt der Dramaturg und Autor Bernd Stegemann. Starker Tobak für die WDR-5-Redezeit mit Carolin Courts.

Linke Politik galt lange als weitgehend visionär. Sie identifizierte Ungerechtigkeiten der Gegenwart, zum Beispiel wenn Arbeitskräfte ausgebeutet wurden. Und sie gab Antworten auf diese ökonomischen Missstände. Die soziale Marktwirtschaft wäre wohl ohne eine starke sozialdemokratische Linke undenkbar gewesen.

Doch in den vergangenen Jahren habe sich die Linke verabschiedet von ihrem klaren Blick für die Wirklichkeit. Stattdessen konstruiere sie ein hoch moralisch aufgeladenes Weltbild und leugne die wirklichen Probleme. Sagt jemand, der sich selbst früher als klassischen Linken bezeichnet hätte: Bernd Stegemann.

Offene Grenzen zum Beispiel proklamierten die Linken als etwas durchweg Positives. Und deshalb könne es gar nicht sein, dass illegale Migration zu Problemen führt. An deutscher Klimapolitik solle das Weltklima genesen. Darum sei es unmöglich, dass ein deutscher Sonderweg mit ständig steigenden Energiepreisen falsch ist.

Wenn Leugnen nicht helfe, so Stegemann, würden Probleme eben als Lösungen verkauft, ein Beispiel: Sinkt die Schulbildung, wird das Niveau heruntergeschraubt. Dann kann es nicht weiter sinken. Es gehe nicht um die Verbesserung der Welt, sondern um das gute Gefühl, wenn man sich als Weltverbesserer inszenieren könne.

So analysiert Bernd Stegemann die aktuelle linke Politik und hat für sich entschieden: Ich will kein Linker mehr sein! Das sind Thesen, über die sich streiten lässt – in der Redezeit mit Carolin Courts.

Buchtipp

Bernd Stegemann (2023): Identitätspolitik, Berlin: Matthes & Seitz . 110 Seiten. 12 Euro. ISBN: 978-3-7518-3002-7.

Redaktion: Heiko Hillebrand