- Sendehinweis: Neugier genügt | Morgen, 10.04 - 12.00 Uhr | WDR 5
Es ist jeden Abend das gleiche Spiel: Dutzende Busse, mal groß, mal klein, stehen Spalier auf dem Parkplatz Port Katy nahe der Großstadt Breslau und warten auf die Abfahrt. Die Busse starten zweimal am Tag. 363 Tage im Jahr. Nur Heiligabend und Silvester ruht der Verkehr auf der riesigen Tankstelle.
Von hier aus starten Polinnen und Polen zu ihren Jobs nach Westeuropa. Zur holländischen Post nach Amersfoort ebenso wie zur Altenpflege nach Kassel. Mehr als 1.000 Personen rollen pro Tag gen Westen. Erst Kleinbus, dann Reisebus, dann wieder Kleinbus. So geht es direkt vom Wohnort zum Arbeitsplatz. Und einige Monate später wieder zurück.
Während vorn die Busse rangieren, warten weiter hinten die LKW auf die Weiterfahrt gen Westen. Polen ist mittlerweile die Drehscheibe des europaweiten Transportgeschäfts. "Das Transportgeschäft hat sich in den letzten Jahren geändert", sagt der Chef der Tankstelle auf dem Parkplatz. "Jetzt sitzen immer öfter Usbeken und sogar Afrikaner hinterm Steuer."
Hunderte Unternehmen haben sich in den letzten Jahren hier angesiedelt. Ein niedriges Lohnniveau, ein liberales Arbeitsrecht und die schnelle Vergabe von Arbeitsvisa locken Speditionen an. Ein Viertel aller LKW-Fahrer in der EU sind hier registriert. Etliche auch über deutsche Speditionen. Vor allem Fahrer aus Nicht-EU-Staaten werden oft zu Dumping-Löhnen angestellt. Gewerkschafter sehen mittlerweile Anzeichen von "krimineller Ausbeutung, Menschenhandel und Zwangsarbeit".
Was erleben Reisende und LKW-Fahrer hier? Ernst-Ludwig von Aster und Anja Schrum haben sich auf dem Parkplatz umgeschaut und umgehört, mit Reisenden und LKW-Fahrern gesprochen.
Autorin: Ernst-Ludwig von Aster und Anja Schrum
Redaktion: Gundi Große