In Rumänien nach dem Fall Ceaușescus blickte er in die Augen völlig verwahrloster Waisenkinder, in Ruanda zählte er die Leichensäcke am Straßenrand. Flavio del Ponte ging die Arbeit als Kriegschirurg nicht aus. Doch die Hoffnung verlor er dabei nie. Denn: Menschliches Handeln verbindet Menschen, so seine Erfahrung.
Als Mediziner unterschied er bei der Behandlung der Patienten nicht zwischen Tätern und Opfern: "Man darf die Menschen nicht im Stich lassen, das Leiden ist groß". In humanitärer Hilfe sieht er eine Waffe, die den Krieg beenden kann. Sein Fazit nach langen Jahren seiner Tätigkeit: Die Erstversorgung ist enorm wichtig, die seelischen Schmerzen danach müssen aber auch behandelt werden.
Redaktion: Chris Hulin
Buchtipp
Flavio del Ponte (2024): Dissonanzen: Das abenteuerliche Leben eines Chirurgen aus Leidenschaft. Übersetzung; Rainer Weiss. Neu-Isenburg: Westend Verlag, 352 Seiten. 29,50 Euro. ISBN 978-3864894534.