Ein Windrad aus der Vogelperspektive

Zoff um Windkraft im Münsterland

Stand: 29.07.2024, 06:00 Uhr

Bei der Windkraft war das Münsterland bisher Vorreiter in NRW. Doch das könnte sich bald ändern, befürchten Windradbetreiber.

Von Christian Schweitzer

Der Streit dreht sich um 13.100 Hektar überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Münsterland. Das ist die Fläche, die aktuell im Regionalplanentwurf der Bezirksregierung Münster als Windkraftzone ausgewiesen wird.

"Viel zu wenig", erklären Windradbetreiber wie "SL Naturenergie“ aus Gladbeck. Das Unternehmen betreibt 170 Windräder in NRW. Ein großer Teil davon steht im westlichen Münsterland, wie zum Beispiel das Windrad "Winfried" bei Heiden. 

Windrad "Winfried" im Pensionsalter

Das Windrad ist 120 Meter hoch und kann 1,8 Megawatt Windstrom produzieren. Eines von insgesamt fast 1000 Windrädern im Münsterland. Nach der Jahrtausendwende wurden hier ganz viele Windräder aufgestellt.

Kevin Ly von der SL Naturenergie

Kevin Ly von SL Naturenergie

Damit beginnt das Problem, das Projektingenieur Kevin Ly von "SL Naturenergie" mit "Winfried" hat. Mit 20 Jahren hat "Winfried" quasi das Pensionsalter erreicht, benötigt häufiger Wartung und es droht die Unwirtschaftlichkeit

"Das ist wie bei einem älteren Auto. Das muss häufiger in die Werkstatt, die Kosten steigen. Muss dann noch ein Rotorblatt ausgetauscht werden, fragt man sich, lohnt sich das noch?" Kevin Ly, SL Naturenergie

Die Hälfte der Windräder ist alt

 "Winfried" ist nicht allein. Die Hälfte der insgesamt 1.000 Windräder im Münsterland ist rund 20 Jahre alt oder älter. Eine Erneuerung stünde an. Windräder von heute sind viel wirtschaftlicher, können die dreifache Menge Windstrom produzieren, sind mit 250 Meter aber doppelt so hoch.

Neue Windräder brauchen mehr Abstand

"Entsprechend brauchen wir dafür auch mehr Abstand zu den Wohngebäuden", erklärt Kevin Ly. "Und der ist jetzt hier gar nicht gegeben mit ungefähr 300 Metern Abstand zu den nächsten Wohnhäusern."

Trotzdem wird die Fläche im Regionalplanentwurf der Bezirksregierung als Windkraftzone ausgewiesen. Obwohl klar ist, dass die neuen Windräder hier gar nicht hinpassen.

Bezirksregierung weist Kritik zurück

Britta Klaus von der Bezirksregierung Münster weist die Kritik der Windradbetreiber zurück. "Wir haben unseren Plan nochmal überarbeitet." Mit den 13.100 Hektar Windkraftzone werde die Pflicht des Landesgesetzes erfüllt, auch wenn da "Bestandsanlagen, die sich jetzt gerade drehen, mit im Plan drin sind. Das spiegelt die Vorreiterrolle des Münsterlandes wieder."

Kommunen sollen selbst entscheiden

"Dazu können die Kommunen so viel Windenergiebereiche ausweisen, wie sie möchten", so die Leiterin der Planungsabteilung. Entsprechende Anregungen gibt es reichlich. Bei der Bezirksregierung liegen Vorschlage für weitere 21.000 Hektar Windkraftgebiete im Münsterland vor.

Liegt die Entscheidung aber bei den Kommunen vor Ort, dauert das meist Jahre, so die Erfahrung vieler Windradbetreiber. Das 20 Jahre alte Windrad "Winfried" könnte also länger laufen, als geplant. Wenn nicht irgendwann die Technik versagt.

Zoff um Windkraft im Münsterland

WDR Studios NRW 29.07.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 29.07.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Bezirksregierung Münster
  • Windkraftunternehmen "SL Naturenergie"